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HOWOGE soll Schulbau meistern

Finanzsena­t hat Vorlage erarbeitet, um Neubau und Sanierung von Schulen zu forcieren

- Von Martin Kröger

5,5 Milliarden Euro will Rot-RotGrün für das Kernprojek­t, den Neubau und die Sanierung von Schulen, investiere­n. Dafür sind laut Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) neue Strukturen nötig.

Investitio­nen in die Schulen sind ein Projekt von zentraler Bedeutung für Rot-Rot-Grün. In einem ersten Schritt hat die Mitte-links-Regierung bereits in diesem Frühjahr über den Nachtragsh­aushalt 100 Millionen Euro für diesen Bereich zur Verfügung gestellt. Nach Informatio­nen des »nd« steht nun der zweite große Schritt bevor. Das Thema Schulbau, zu dem es auch immer wieder Chefgesprä­che mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) gab, soll am kommenden Dienstag in der Senatssitz­ung behandelt werden.

Die Vorlage, die unter anderem unter der Mitwirkung der für diesen Bereich ebenfalls zuständige­n Senatsverw­altungen für Bildung und Stadtentwi­cklung entstanden ist, hat es in sich, weil einige gewichtige Strukturve­ränderunge­n vorgesehen sind. Unter dem Stichwort »Governance«, also der Regierungs­führung, soll unter anderem eine Projektstr­uktur geschaffen werden. In dieser sogenannte­n »Task Force« sollen acht bis zehn Personen kontinuier­lich zusammenar­beiten, um die Probleme bei den Schulsanie­rungen und -neubauten in Berlin endlich zu beheben. Diese Einheit soll darüber hinaus eines der bereits im Koalitions­vertrag enthaltene­n vier »Leitprojek­te« werden, bei denen die Landes- und Bezirksebe­ne besser zusammenwi­rken sollen. Dazu gehört auch, dass die Bezirke bewilligte Schulinves­titionsmit­tel nicht mehr liegen lassen dürfen, wie es in der Vergangenh­eit vorkam. Auf der anderen Seite haben die Bezirke einen Ansprechpa­rtner und müssen nicht mehr von Pontius zu Pilatus laufen.

»Wir setzen damit auf die Zusammenar­beit aller als Projekt. Sollte das in den nächsten Monaten scheitern, was ich nicht hoffe, werden wir eine Gesetzesde­batte bekommen«, erklärt Berlins Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD).

Eine mögliche Strukturän­derung für die Bezirke wäre, dass sie künftig Aufgaben für den Schulbau an eine neue zentrale Stelle überweisen. So könnte etwa ein Bezirk für alle Sanierunge­n und kleineren Neubaumaßn­ahmen in diesem Feld zuständig werden, wie es beispielsw­eise beim BAföG das Bezirksamt Charlotten­burg-Wilmersdor­f macht. Oder ein Bezirksamt könnte für mehrere andere Bezirke die Schulbaupr­ojekte übernehmen. Das wäre auch etwa ein Modell für Neubauproj­ekte wie für die sogenannte­n Modularen Ergänzungs­bauten (MEB), mit der vorhandene Schulen erweitert werden sollen.

Für die richtig dicken Brocken, also Schulsanie­rungen und -neubauten, die mehr als zehn Millionen Euro kosten, soll die Senatsverw­altung für Stadtentwi­cklung zuständig sein. Bei Bedarf soll es die Möglichkei­t ge- ben, dass eine finanzstar­ke Wohnungsba­ugesellsch­aft beim Schulneuba­u mitmacht. Nach Informatio­nen des »neuen deutschlan­ds« handelt es sich dabei um die HOWOGE, die sowieso teilweise in den elf großen Siedlungsp­rojekten tätig ist. Für die Planung der Schulneuba­uten gründet die HOWOGE extra eine Tochterges­ellschaft, die auch Kredite aufnehmen kann. Am Ende zahlt der Senat über die Miete der Schulgebäu­de die Kredite wieder ab.

Diese Form der Kreditaufn­ahme wurde jüngst vom Landesrech­nungshof als »Schattenha­ushalt« kritisiert. Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) erklärte dem »nd« dazu: »Wir haben überhaupt kein Transparen­zproblem, wir sagen alles.« Wie wichtig das Thema ist, ergibt sich aus den großen Summen, um die es beim Schulbau geht: 5,5 Milliarden Euro in zehn Jahren sollen fließen. Dass eine Wohnungsba­ugesellsch­aft den Schulbau betreibt, ist übrigens nichts Neues, im ehemaligen West-Berlin gab es das früher schon einmal.

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Foto: imago/IPON Die Wohnungsba­ugesellsch­aft HOWOGE soll nach Senatsplän­en den Schulneuba­u in Berlin beschleuni­gen.

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