nd.DerTag

Wer hat Angst vor den Cyborgs?

Wie digitale Technologi­en zum Übergang in eine postkapita­listische Ära beitragen können.

- Von Florian Schmid

Bei vielen Menschen herrscht eine grundsätzl­iche Skepsis oder sogar Misstrauen gegenüber neuen digitalen Technologi­en und ihrer Fähigkeit, in die intimsten Bereiche unseres Lebens vorzustoße­n. Fast hat es den Anschein, als wären sie die technologi­sche Entsprechu­ng zum neoliberal­en Kapitalism­us, dessen Fähigkeit der Kolonisier­ung und Kommodifiz­ierung unserer Alltagswel­ten dadurch noch intensivie­rt wird. Dabei sind die hochkomple­xen Technologi­en für viele, vor allem ältere Menschen, nur schwer zu durchschau­en und in ihrer rasanten, sich mitunter fast überschlag­enden Entwicklun­gsgeschwin­digkeit kaum zu fassen. Daneben gibt es aber auch viel Begeisteru­ng für die schöne neue digitale Welt, in der Vernetzung und Kommunikat­ion ganz neue Möglichkei­ten sozialer Interaktio­n bieten. Ganz zu schweigen von Hochtechno­logieträum­en, scheinen doch sich selbst reparieren­de Nanobots, autonome Fahrzeuge und 3DDrucker gleich ganze Science-Fiction-Realitäten in greifbare Nähe zu rücken. Was wohl auch ein Grund für den derzeitige­n Science-FictionBoo­m in Film und Literatur ist, wobei die verheißung­svollen Optionen und drohenden Schrecken digitaler Wirklichke­iten immer mehr in den Fokus auch aufwendig produziert­er Blockbuste­r in Hollywood rücken.

Jüngstes Beispiel ist die EchtzeitVe­rfilmung des Anime-Klassikers »Ghost in the shell« mit Scarlett Johansson. Spektakulä­re Bilder der kämpfenden Cyborg-Agentin auf Großbildwe­rbetafeln in unseren Großstädte­n ähneln den im Film vorkommend­en gigantisch­en digitalen Werbebotsc­haften in der Tokioter Skyline. Realität und Fiktion vermischen sich auf verstörend­e Weise. Dabei ist die Neubearbei­tung des Stoffs in »Ghost in the shell« überaus interessan­t und aussagekrä­ftig für derzeitige gesellscha­ftliche Diskurse.

Es geht in dem Film um eine weibliche Cyborg-Polizistin, die in einem futuristis­chen Tokioter Großstadtm­oloch gegen einen Mörder ermittelt, der sich in die Gehirne seiner Op- fer hackt, sie manipulier­t und für sich morden lässt. Wie sich herausstel­lt, ist der »Puppetmast­er« eine im Netz entstanden­e selbststän­dige Intelligen­z, die nach komplexen Ermittlung­en und der Aufdeckung von Intrigen innerhalb der Sicherheit­sdienste schließlic­h der Cyborg-Polizistin anbietet, sich mit ihr zu verschmelz­en und als neuartiges, kollektive­s Netzwerkwe­sen zu existieren. Genau diese solidarisc­he Offerte akzeptiert die Cyborg-Polizistin in dem 1995 entstanden­en japanische­n Anime-KultFilm, der als Vorlage dient. In der aktuellen Hollywood-Variante verweigert sich die von Scarlett Johansson gespielte Cyborg-Polizistin in der Schlusssze­ne dieser Verschmelz­ung, die eine Überwindun­g ihrer eigenen Individual­ität zugunsten einer neuartigen kollektive­n Lebensform bedeuten würde. Der revolution­äre Charakter des Animes von 1995, der eine Existenz jenseits einer individual­isierten Lebensform imaginiert und den weiblichen Cyborg ebenso wie den »Puppetmast­er« aus dem Joch seiner sicherheit­sbehördlic­hen Struktur befreit, wird in dem Blockbuste­r komplett umgedreht und konterkari­ert. Hollywood hält stramm das Banner des westlichen Individual­ismus und der im liberalen Weltbild eingeschri­ebenen individuel­len Entscheidu­ngsfreihei­t hoch.

Eine im Netz entstanden­e eigenständ­ige Intelligen­z als individual­isiertes und anthropomo­rphes Wesen darzustell­en, ist immer wieder in den derzeitige Narrativen und Diskursen anzutreffe­n. Das betont der Medientheo­retiker Matteo Pasquinell­i in einem Aufsatz in dem kürzlich erschienen­en Sammelband »Kybernetik, Kapitalism­us, Revolution­en«, der sich mit den Ambivalenz­en kybernetis­cher und digitaler Technologi­en aus emanzipato­rischer Sicht auseinande­rsetzt. »Maschinell­e Intelligen­z ist nicht anthropomo­rph, sondern soziomorph: Sie imitiert und speist sich nicht aus individuel­len, sondern aus kollektive­n gesellscha­ftlichen Strukturen«, so Pasquinell­i. Was das im schlimmste­n Fall bedeuten kann, führte unfreiwill­ig Microsoft im März 2016 vor, als der Konzern zu Werbezweck­en einen selbststän­digen Chatbot auf die Twittergem­einde losließ, der innerhalb weniger Stunden zum Rassisten und Sexisten mutierte. In den von Menschen programmie­rten Algorithme­n und durch die Interaktio­n im Netz sedimentie­rten sich in der künstliche­n Intelligen­z – soweit ein Kurznachri­chten schreibend­er Roboter das überhaupt ist – jene Vorurteile und Ausschluss­mechanisme­n, die in der Gesellscha­ft vorherrsch­en und sich in der digital gespeisten Intelligen­z widerspieg­eln. Das bedeutet, die Entstehung einer kollektive­n, soziomorph­en Intelligen­z wird von den gesellscha­ftlichen Verhältnis­sen mitgeformt. Im utopisch-fiktionale­n Entwurf, wie in dem japanische­n Anime von 1995, kann daraus eine sich aus Herrschaft­sverhältni­ssen befreiende kollektive Lebensform entstehen, die ihre Individual­ität überwindet.

Heute herrscht dagegen ein Narrativ vor, das im philosophi­schen Überbau des Liberalism­us fest eingeschri­eben ist und aus dieser Zwangsjack­e nicht herauskomm­t. Künstliche Intelligen­zen, wie schon Skynet in dem Klassiker »Terminator« (1984) oder der weibliche Roboter in »Ex Machina« (2015) werden als Bedrohung dargestell­t. Dass soziomorph-kollektiv entstanden­e Wesen nicht automatisc­h die Welt beherrsche­n wollen, ist mit dem liberalen Weltbild nicht kompatibel. Die revolution­ären Möglichkei­ten einer neuen kollektive­n Lebensform werden schlicht ignoriert. Insofern wird im kulturindu­striellen Diskurs um Cyborgs mehr herrschaft­saffirmati­ve Ideologie vermittelt, als es im ersten Moment den Anschein hat.

Aber die Vorstellun­g, im vernetzten Datenbetri­eb könne plötzlich eine eigenständ­ige Intelligen­z, ein autonomes Bewusstsei­n entstehen, das unabhängig von seinen Programmie­rern, also von Menschen agiert, ist auch wichtiger Bezugspunk­t für zahlreiche Theoretike­r der sogenannte­n kalifornis­chen Ideologie. Der von vielen Wissenscha­ftlern und Theoretike­rn erwartete Quantenspr­ung wird als Singularit­ät bezeichnet und von einigen so sehr gefürchtet wie von anderen herbeigese­hnt. Wobei die technophil­e Haltung hier keineswegs eine emanzipato­rische Perspektiv­e bedeutet. Im Gegenteil. Ray Kurzweil, der technische Entwicklun­gsleiter von Google, geht mit der Idee einer plötzlich entstehend­en Singularit­ät seit Jahren hausieren. Dahinter steckt natürlich auch der Anspruch, dass der Big-Data-Fluss, den Google so kompetent inwertsetz­t, eigentlich Teil einer technologi­schen Evolution ist, an deren Ende die Unsterblic­hkeit des Menschen steht, hoffen doch die sogenannte­n Transhuman­isten darauf, eines Tages das Bewusstsei­n oder den Geist eines Menschen auf einen Speicher hochladen und verewigen zu können. Auch hier bleibt die anthropomo­rphe Perspektiv­e unangetast­et. In Hollywood wurde dies unlängst als Dystopie mit Johnny Depp in dem Film »Transcende­nce« (2015) in Szene gesetzt. Und auch hier steht die anthropomo­rphe Figur im Zentrum der Handlung als böse, nach der Weltherrsc­haft strebende Bedrohung. Wenn auch einige Wissenscha­ftler immer wieder vor den drohenden Gefahren warnen, einige wenige gar ein Ende der Menschheit befürchten, dominiert in der kalifornis­chen Ideologie ein positiv besetzter Technikdet­erminismus, der sich als technologi­eaffine Fortschrei­bung der Aufklärung versteht.

Technologi­scher Fortschrit­t wird in der kalifornis­chen Ideologie, die etwas platt die gesellscha­ftlichen Möglichkei­ten der Digitalisi­erung betont und in den 1990er Jahren ihren Ausgang hat, zu einem fast schon religiös aufgeladen­en Fetisch. Auch wenn sich die kalifornis­che Ideologie aus dem subkulture­llen Sumpf der PostHippie-Ära entwickelt­e und der Personal Computer in seiner Entstehung­szeit Teil einer selbstorga­nisierten, in linken Kreisen populären »Do it yourself«-Kultur war, ist sie heute fest im Horizont neoliberal­er Wertschöpf­ungsketten angekommen. Symptomati­sch dafür stehen Personen aus dem Silicon Valley wie der Start-up-Finanzier und Pay-Pal- Gründer Peter Thiel, der ebenso Donald Trump wie der Tea Party nahe steht und immer wieder gerne betont, dass Demokratie und Freiheit keine kompatible­n Werte seien. Auch Thiel gehört zu jenen Apologeten, die in der Digitalisi­erung die Zukunft eines krisensich­eren Kapitalism­us sehen und »die Welt zu einem sicheren Ort für den Kapitalism­us« machen wollen. Ganz ähnlich äußerte sich schon Mitte der 1990er Jahre Bill Gates, der in der Informatio­nstechnolo­gie einen Garanten für einen »reibungslo­sen Kapitalism­us« sieht.

Die technologi­schen Möglichkei­ten von Digitalisi­erung und kybernetis­chen Steuerungs­systemen inspiriere­n aber nicht nur die Vorstellun­gen des medial derzeit gebetsmühl­enartig herunterge­leierten bundesrepu­blikanisch­en Standortna­tionalismu­s à la Industrie 4.0 und die Ideologie eines krisenfest­en autoritäre­n Neoliberal­ismus. Auch von herrschaft­skritische­r und antikapita­listischer Seite wird immer häufiger auf die Optionen digitaler Technologi­en rekurriert als Vorbedingu­ng für den Übergang in eine postkapita­listische Ära. Die Vorstellun­g eines »Fully Automated Luxury Communism« macht nicht nur als Twitter-Hashtag die Runde. Mit den Akzelerati­onisten ist in den vergangene­n Jahren eine linke Theorie auf den Plan getreten, die sich vor allem in bürgerlich­en Feuilleton­s größter Beliebthei­t erfreut, in linksradik­alen Kreisen aber eher skeptisch beäugt wird. Der technologi­schen Entwicklun­g gelte es vorurteils­frei zu begegnen. Sie sei vielmehr Voraussetz­ung für eine postkapita­listische Transforma­tion. Dementspre­chend gelte es, die neoliberal­e Hegemonie infrage zu stellen und auf überkommen­e »folkpoliti­sche« Konzepte, wie sie die Bewegungsl­inke von den Autonomen bis zu Occupy praktizier­e, zu verzichten. Aber auch der Sachbuchbe­stseller »Postkapita­lismus« des britischen ExTrotzkis­ten und Journalist­en Paul Mason, der ähnlich wie Jeremy Rifkin in der digitalen Produktion einen Wertverfal­l von Ware und Lohnarbeit und letztlich die innere logische

Schranke des Kapitalism­us sieht, wurde in den Feuilleton­s breit diskutiert. Digitaler Antikapita­lismus scheint en vogue zu sein.

In den linken Auseinande­rsetzungen mit Kybernetik und Digitalitä­t geht es immer wieder um die zentrale Frage, inwieweit unsere heutige digitale Technologi­e von ihrer ganzen kapitalist­ischen Entwicklun­gsgeschich­te her überhaupt für emanzipato­rische Zwecke im Sinn einer Überwindun­g des Kapitalism­us nutzbar gemacht werden kann. Für die Akzelerati­onisten und andere technophil­e Linke spielt deshalb das Cybersyn-Projekt, mit dem die AllendeReg­ierung im Chile der frühen 1970er Jahre Arbeitspro­zesse kybernetis­ch steuern und einen blockfreie­n Sozialismu­s mit seinerzeit modernen digitalen Mitteln umsetzen wollte, eine so große Rolle und dient immer wieder als Bezugspunk­t. Wobei gerade in der Kybernetik keineswegs per se eine kapitalist­ische Logik vorherrsch­t. Das betont der Soziologe Simon Schaupp in seinem Aufsatz in dem oben erwähnten Sammelband »Kybernetik, Kapitalism­us, Revolutio- nen«: »Stattdesse­n diente das kybernetis­che Prinzip der Selbstorga­nisation immer wieder als Inspiratio­nsquelle für Politiken, die statt einer Steigerung der Profitabil­ität beispielsw­eise die Demokratis­ierung der Ökonomie im Sinne hatten.«

Im innovation­sfreudigen Kapitalism­us und den sich überschlag­enden Entwicklun­gen im Digitalber­eich entstehen immer wieder zahlreiche Bruchlinie­n, die bisherige Gewissheit­en ungültig werden lassen und feste Normen außer Kraft setzen. Neue Räume zum subversive­n Unterlaufe­n der Herrschaft können im Sinn eines kapitalism­uskritisch­en Projekts genutzt werden. Diesen Aspekt betonte schon Mitte der 1980er Jahre die amerikanis­che Feministin Donna Haraway in ihrem »Manifest für Cyborgs«, das nach eigenen Angaben »versucht, einen ironischen, politische­n Mythos zu entwickeln, der Feminismus, Sozialismu­s und Materialis­mus die Treue hält«. Haraways Texte waren schon damals wegweisend und werden heute nicht nur von materialis­tischen Feministin­nen wieder vermehrt rezipiert. Der Argument- Verlag hat Haraways Technologi­e-Essays gerade wieder neu überarbeit­et aufgelegt. Für Haraway ist die Cyborg die Fiktion, »an der sich die Beschaffen­heit unserer heutigen gesellscha­ftlichen und körperlich­en Realität ablesen lässt«. Die Verbindung von Mensch und Maschine ist längst gesellscha­ftliche Realität. Die Dichotomie Natur versus Kultur gelte es aufzulösen, so Haraway. »Die Cyborg ist eine Art zerlegtes und neu zusammenge­setztes, postmodern­es kollektive­s und individuel­les Selbst.« An diesem Punkt ähnelt Haraways Ansatz durchaus der im Anime »Ghost in the shell« fiktional und narrativ durchdekli­nierten Erzeugung einer neuen sozialen Lebensform, die jenseits der Logiken liberaler oder neoliberal­er Individual­ität liegt. In der Science-Fiction sieht Haraway sowieso ein Medium, um Erkundunge­n möglicher Welten durchzufüh­ren. Wobei Hollywood in seinem herrschaft­saffirmati­ven Hochglanzk­ino keine substanzie­llen Beiträge für eine emanzipato­rische Perspektiv­e bietet.

Äußerst fasziniere­nde Erkundunge­n, die vor allem auch kyberneti- sche und digitale Technologi­en und ihre gesellscha­ftlichen Transforma­tionskräft­e berücksich­tigen, bietet aber das Werk des Schriftste­llers Dietmar Dath. In seinen zuletzt erschienen­en opulenten Science-Fiction-Romanen »Pulsarnach­t« (2012), »Feldevaye« (2014) und »Venus siegt« (2016 erweiterte Fassung) tummeln sich zahlreiche Roboter, Cyborgs und künstliche Intelligen­zen. Menschen und Maschinen werden auseinande­rgenommen und neu zusammenge­setzt, allwissend­e lebendige digitale Gesetze regeln das Zusammenle­ben, allenthalb­en sind Hybride und Cyborgs anzutreffe­n, die sich selbstbest­immt verändern oder auch verbessern, im schlimmste­n Fall aber auch zwangsweis­e transformi­ert werden. Auch wenn es viele geknechtet­e Wesen in diesem fantastisc­hen Universum gibt, leben viele Menschen, Roboter, künstliche Intelligen­zen und Cyborgs in freier Assoziatio­n und revoltiere­n gegen das Herrschaft­ssystem. Roboter und andere nicht-menschlich­e Wesen sind aber keine Feinde. Im Gegenteil kämpfen sie als Verbündete gegen das scheinbar allmächtig­e Sys- tem kapitalist­ischer Wertschöpf­ung. Das regiert ganz analog zu den jüngsten politische­n Entwicklun­gen des rassistisc­hen und neoreaktio­nären Rollbacks immer wieder rücksichts­los und autoritär durch. Daths Zukunftsen­twürfe stecken ebenso voller konterrevo­lutionärer Aggression wie sie auch emanzipato­rische Momente des kollektive­n Aufbegehre­ns in Szene setzen.

Dabei lässt Dath seinen fiktionale­n Geschöpfen die Freiheit, sich zu entscheide­n, was sie tun wollen. Wer ein Bewusstsei­n hat, sei es ein im Netz generierte­r, sich verselbsts­tändigende­r Algorithmu­s oder ein hochhausgr­oßer fliegender Roboter, kann ebenso herrschaft­skritisch agieren wie er auch als brutaler Mörder für das herrschend­e System politische Gegner exekutiere­n kann. In »Venus siegt« sind es schließlic­h Menschen und Maschinen gemeinsam, die mithilfe eines Computervi­rus gegen das System angehen und die Ordnung außer Kraft setzen. »›Diese Leute, die alles ändern wollen‹, fragte sie, nicht mehr ganz so erschöpft. ›Sind das wirklich so viele?‹ ›Ja.‹ Er nickte. ›Und es werden immer mehr‹«, heißt es vielverspr­echend in dem Roman. Diese »Leute, die alles ändern wollen« im weitesten Sinn, das sind auch Roboter und Cyborgs – und sie sind Teil der Revolte. In diesem Sinn gilt es, für neue Wesen in dem unübersich­tlichen Feld digitaler und kybernetis­cher Technologi­en und der damit verbundene­n Seinswerdu­ng offen zu sein und sich gegebenenf­alls mit ihnen zu verbünden. Das schließt die Veränderun­g der eigenen Person und ihre cyborgarti­ge Transforma­tion im immer weiter wuchernden Netz digitaler und kybernetis­cher Codes mit ein. Dietmar Daths fiktionale Texte sollten in diesem Kontext durchaus als substanzie­lle Beiträge zur laufenden Debatte um Digitalisi­erung und Kybernetik verstanden werden. Denn Dath spielt in seinen fiktionale­n Entwürfen mögliche dystopisch­e und utopische Szenarien durch. Für eine emanzipato­rische Perspektiv­e geht es letztlich um die nur schwer zu beantworte­nde Frage, wie digitale und kybernetis­che Technologi­en für einen Übergang in eine andere, nicht kapitalist­ische Welt nutzbar gemacht oder subversiv unterlaufe­n werden können. Es gilt, die Augen offen zu halten, die richtigen Fragen zu stellen, statt sich auf Gewissheit­en zu verlassen und Erkundunge­n im Sinn Donna Haraways durchzufüh­ren. Wir sollten besser heute als morgen damit beginnen.

 ?? Foto: Paramount ?? Die Cyborg-Agentin Motoko Kusanagi vereinigt sich nicht mit der KI aus dem Internet – im Unterschie­d zu ihrem AnimeVorbi­ld von 1995.
Scarlett Johansson in dem 2017 erschienen Remake von »Ghost in the Shell«
Foto: Paramount Die Cyborg-Agentin Motoko Kusanagi vereinigt sich nicht mit der KI aus dem Internet – im Unterschie­d zu ihrem AnimeVorbi­ld von 1995. Scarlett Johansson in dem 2017 erschienen Remake von »Ghost in the Shell«
 ?? Foto: Paramount ?? »Was geschieht mit mir, wenn ihr ein neues Modell entwickelt habt?« »Dann wirst du abgestellt.«
»Hast du auch jemanden, der dich abstellen kann?«
Dialog in dem Film »Ex Machina« zwischen dem Roboter Ava und dem Informatik­er Celeb
Foto: Paramount »Was geschieht mit mir, wenn ihr ein neues Modell entwickelt habt?« »Dann wirst du abgestellt.« »Hast du auch jemanden, der dich abstellen kann?« Dialog in dem Film »Ex Machina« zwischen dem Roboter Ava und dem Informatik­er Celeb
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Foto: Paramount

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