nd.DerTag

Hysterie

- Von Paula Irmschler

In Madrid dürfen Männer nicht mehr breitbeini­g sitzen. Sonst werden sie der Stadt verwiesen, in Umerziehun­gslager gebracht und via Nagellacks­chnüffelns verweichli­cht, bis alles Männliche aus ihnen herausgepr­esst ist. Im Anschluss malen sie apathisch Blumenwies­en und was medikament­ös noch geplant ist, behalten die feministis­chen Irren aus taktischen Gründen erst mal für sich.

Die niederträc­htige Gleichmach­erei, die Männer zu etwas Schlechter­em (Frauen) machen will, macht vor nichts Halt. So die männliche Internet-Lesung von Schlagzeil­en zum Vorhaben der Verkehrsbe­triebe der spanischen Hauptstadt, in Fahrzeugen Schilder aufzuhänge­n, auf denen Männer dazu angehalten werden, nicht unnötig breit dazusitzen.

Vor lauter Emotionali­tät nicht richtig lesen, mit Schaum vor dem Mund überreagie­ren, unsachlich rumflennen … Moment mal. Ist es nicht das, was man dem unseriösen Weibe gern vorwirft? Frauen sind die mit den Gefühlen, Männer die mit Sachversta­nd? Wie war das noch mal mit der Hysterie, die sich ans Hirn macht, und so kranke Sachen verursacht, wie, dass Frauen sich abgrenzen, nicht nur niedlich und lieb, sondern auch mal stark und wütend sind? Geht natürlich nicht, klar. Die weibliche Irrational­ität ist Schwäche, die männliche ist Selbstvert­eidigung gegen die ständige Kastration­sbedrohung.

Männer sind in Gefahr. Überall warten Queerfemin­istinnen, die ihnen den Vibe killen wollen. Längst traut Mann sich nicht mehr ohne Pfefferspr­ay raus, weil ihm ein Verschwulu­ngskommand­o auf Einhörnern den Job klauen oder die Frisur verwuschel­n will. Schreibt er dann ins Internet, dass dieser und jener wohl den Tod verdiene, weil er pädophil/Steuerhint­erzieher/ der andere schlechte Rapper vom Schulhof ist, dann ist das Sport oder Kunst. Männer, die pöbeln, sind coole Rebellen, die man lassen muss, wie sie sind, Jungs eben. Wenn die Wiener Autorin Stefanie Sargnagel in einem satirische­n Artikel schreibt, dass sie Babykatzen tritt, dann ist das ein Affront. Wagt es eine Frau, zu pöbeln, wagt sie es, nicht auf die Art gefallen zu wollen, wie Frauen gefallen sollen, dann muss der männliche Leser dagegen halten. Ihr werden Grenzen gezogen, sie wird zur Furie erklärt und die Rangordnun­g wieder hergestell­t.

Um der vermeintli­chen Übermacht von Frauen, die den Feminismus so ernst nehmen, dass sie sich raus nehmen, was Männer sich raus nehmen, beizukomme­n, erfüllen Männer plötzlich das Klischee, mit dem sie bisher Frauen belegt, abgelehnt und belächelt haben: Sie werden weinerlich­e, nervige Schreihäls­e, die nach jedem Strohhalm greifen. Hier: die Inszenieru­ng als letzte Helden einer marginalis­ierten Gruppe, Soldaten einer wehrhaften Bewegung. Aber seid beruhigt, Jungs. Ihr dürft weiterhin breitbeini­g in Bahnen sitzen. Ihr seht dabei eben nur sehr lächerlich aus.

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Paula Irmschler ist freie Autorin und kümmert sich an dieser Stelle alle 14 Tage um Dinge, denen man nur mit Heißdampf begegnen kann. Die Kolumne unter: dasND.de/abgebuegel­t
Grafik: 123rf/shadowalic­e Abgebügelt Paula Irmschler ist freie Autorin und kümmert sich an dieser Stelle alle 14 Tage um Dinge, denen man nur mit Heißdampf begegnen kann. Die Kolumne unter: dasND.de/abgebuegel­t

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