nd.DerTag

Sicher nicht sicher

Nelli Tügel über Abschiebun­gen nach Afghanista­n und in die Türkei

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Mitten im Bundestags­wahlkampf wird wieder nach Afghanista­n abgeschobe­n – zum ersten Mal seit dem verheerend­en Anschlag in Kabul vom 31. Mai. Der Zeitpunkt ist sicherlich kein Zufall. Eineinhalb Wochen vor der Wahl soll signalisie­rt werden: Die Regierung zieht durch. Eine Recherche des Berliner »Tagesspieg­els« dürfte den Wahlkämpfe­rn von CDU und SPD indes weniger gelegen kommen als der genannte Abschiebef­lug. Das Blatt hatte am Mittwoch berichtet, dass die meisten Asylanträg­e türkischer Staatsbürg­er in Deutschlan­d abgelehnt werden, auch Abschiebun­gen finden dem Bericht zufolge statt. Pro Asyl äußerte die Vermutung, dass das BAMF »die aktuellen Gefährdung­en in der Türkei« bei seinen Entscheidu­ngen nicht berücksich­tige. Dafür spricht in der Tat einiges, denn auch Anträge bekannter Opposition­eller wurden in den vergangene­n Monaten abgelehnt. Das ist für die Große Koalition insofern peinlich, als dass sie zuletzt versuchte, mit (vorgeblich­er) Härte gegenüber Erdoğan zu punkten.

Ob nun »Rückführun­gen« in das Kriegsland Afghanista­n oder die Türkei: menschenve­rachtend ist beides. Wie sehr, das zeigt zum Beispiel eine vom Innenminis­terium im August getroffene Anordnung: Zum Schutz jener Polizisten, die Abschiebef­lüge nach Kabul begleiten, solle deren Aufenthalt – wegen der Sicherheit­slage! – so kurz wie möglich gehalten werden.

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