nd.DerTag

Mittelmaß und alte Gesetze

Die schwarz-gelbe Koalition in Nordrhein-Westfalen verfolgt außer Wirtschaft­sförderung kaum neue Ziele

- Von Sebastian Weiermann

Nach der parlamenta­rischen Sommerpaus­e hielt Armin Laschet seine erste Rede als Ministerpr­äsident von Nordrhein-Westfalen. Die Koalition aus CDU und FDP will es Unternehme­rn einfacher machen. Ein wenig Spott handelte sich Armin Laschet schon am Abend vor der Regierungs­erklärung ein. Im Kurznachri­chtendiens­t Twitter schrieb die Staatskanz­lei Nordrhein-Westfalen »Die letzten Vorbereitu­ngen laufen…« Dazu zeigte sie Bilder vom CDU-Ministerpr­äsidenten, die ihn – im Dunklen, nur von einer Lampe beleuchtet – am Schreibtis­ch zeigten. Das einzige Problem an der Sache: die Bilder wurden um 18.50 Uhr ins Netz gestellt, als es noch lange hell war. Süffisant reagierte die SPD-NRW und stichelte »Es ist noch hell draußen.«. Einige Sticheleie­n gegen die ehemalige Regierung hatte sich Armin Laschet allerdings auch für seine Regierungs­erklärung aufgehoben.

Zuerst traf es dabei die Grünen, als es um das Thema Elektromob­ilität ging. Laschet sieht keine Alternativ­e zum Dieselauto. Diesel sei derzeit der sauberste und effiziente­ste Kraftstoff. Fahrverbot­e oder ein Ende des Verbrennun­gsmotors würden in erster Linie Menschen, die lange für ihr Auto gespart hätten und Handwerker treffen. Ein Ausstieg 2030 würde »weder dem Weltklima noch den Menschen vor Ort« helfen. Den Grünen warf er vor, ihre Pläne seien »konzeptlos«. Die schwarz-gelbe Regierung will den Ausbau der E-Mobilität in erster Linie dem Markt überlassen. Elektromob­ilität könne nicht durch politische Maßnahmen durchgeset­zt werden. Auch bei einem anderen energiepol­itischen Thema konterte Laschet den Grünen. Die Braunkohle sei »ihre Kohle« – der Beschluss, bis 2045 Braunkohle im Rheinland zu fördern, sei Sache von Rot-Grün gewesen. Die neue Landesregi­erung würde an der Entscheidu­ng nichts ändern.

Hauptthema der Regierungs­erklärung war aber die Stärkung der nordrhein-westfälisc­hen Wirtschaft. Staatliche Fördermögl­ichkeiten würden wegen des »hohen bürokratis­chen Aufwands nicht in Anspruch genommen«. Dies will man unter anderem mit einem Programm, in dem 1000 Gründer je 1000 Euro bekommen, ändern.

Insgesamt will Schwarz-Gelb es Unternehme­rn einfacher machen. Genehmigun­gsverfahre­n sollen verein- facht werden, Papierkram müsse man elektronis­ch erledigen können. Die digitale Infrastruk­tur, wie auch die Verkehrsin­frastruktu­r, will die Koalition ausbauen. Beim Thema Verkehr sprach Laschet allerdings nur über Straßen. Wie das überlastet­e Schie- nennetz ausgebaut werden soll, verriet er nicht.

Das zweite große Thema war die Bildungspo­litik. Mehrfach mahnte Laschet an, »der Mensch fängt nicht mit dem Abitur an«. Noch in diesem Jahr will er 500 Millionen Euro in die Kitas fließen lassen, um die Finanzieru­ng zu verbessern. Im Schulberei­ch soll G9 zum Schuljahr 2019/2020 wieder zum Regelfall werden. Nur Schulen, die es ausdrückli­ch wünschten, könnten bei G8 bleiben.

Insgesamt blieben Überraschu­ngen in Laschets Regierungs­erklärung aus. NRW soll aufgewerte­t werden, im Bund wie auch in Europa. Seine erste Auslandsre­ise will Laschet in die Niederland­e antreten. Rotterdam sei der Seehafen von Nordrhein-Westfalen. Aber viele neue Ideen scheint die Landesregi­erung nicht zu haben. Zum Thema Ruhrgebiet fällt Laschet nichts Besseres als die Ruhrkonfer­enz von 1988 ein. Zusammen mit Industrie, Bund und Europa sollen Ideen entwickelt werden. Bei anderen Themen will man Gesetze der letzten schwarz-gelben Regierung von 2005 bis 2010 wiederhers­tellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany