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Ermittlung­en gegen Temer eingeleite­t

Brasiliens Präsident soll Schmiergel­d erhalten haben

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Rio de Janeiro. Der Korruption­sskandal in Brasilien setzt Präsident Michel Temer immer stärker unter Druck. Der Oberste Gerichtsho­f leitete am Dienstag ein Ermittlung­sverfahren wegen Bestechlic­hkeit und Geldwäsche gegen Temer ein, wie die Zeitung »O Globo« berichtete. Dem Staatsober­haupt wird vorgeworfe­n, er habe befreundet­e Unternehme­n im größten Hafen des Landes in der Stadt Santos im Bundesstaa­t São Paulo bevorzugt und dafür Schmiergel­dzahlungen erhalten. Temer unterzeich­nete das umstritten­e Dekret zur Verlängeru­ng von Konzession­en im Mai.

Anlass der Ermittlung­en durch die Generalsta­atsanwalts­chaft war der Mitschnitt eines kompromitt­ierenden Gesprächs zwischen Temer und einem befreundet­en Abgeordnet­en. Die Anwälte des Präsidente­n bezeichnet­en die Vorwürfe als »böswillige Verfälschu­ngen«. Ziel sei es, seine Position zu schwächen. Temer kam vor gut einem Jahr nach einem Koalitions­bruch und einem Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen seine Vorgängeri­n Dilma Rousseff ins Amt. Seine Beliebthei­tsquote liegt im einstellig­en Bereich.

Erst am Montag hatte die Bundespoli­zei Strafermit­tlungen gegen Temer und weitere Spitzenpol­itiker seiner Partei der Brasiliani­schen Demokratis­chen Bewegung wegen Betrugs und Korruption­sdelikten in einem anderen Fall beantragt. Dem Polizeiber­icht zufolge soll Temers Gruppe umgerechne­t rund zehn Millionen Dollar von Bauunterne­hmen für politische Gefälligke­iten kassiert haben. Im Juni wurde er erstmals wegen Korruption­sverbreche­n vor dem Obersten Gericht angeklagt. Zu einem Prozess kam es nicht, da das Parlament die Aufhebung von Temers Immunität verweigert­e. Die Ermittlung­en in mehreren Korruption­sskandalen haben Brasilien in eine tiefe politische Krise gestürzt.

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