nd.DerTag

Verfassung­smäßig zweifelhaf­t und wirtschaft­lich inneffizie­nt

Ergebnisse von zwei neuen Gutachten zum Weiterbetr­ieb Tegels vorgestell­t

- Von Martin Kröger

Die Resultate von zwei neuen Untersuchu­ngen im Auftrag der Senatsfina­nzverwaltu­ng sind wenig überrasche­nd. Dennoch untermauer­n sie den Widersinn des Volksentsc­heides. »Das ist ein Beitrag zur Transparen­z«, begründete Finanzsena­tor Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) am Mittwoch den Auftrag für die Erstellung von zwei weiteren Gutachten zum Flughafen Tegel. Eines der Gutachten untersucht erneut die rechtliche Situation, dazu hatte indes die Justizverw­altung bereits in der vergangene­n Woche eine Expertise vorgelegt.

Nun gelangte der vom Finanzsena­t beauftragt­e Verwaltung­srechtler Jürgen Kipp zu einem ähnlichen Er- gebnis: Der Weg zu einem Weiterbetr­ieb des Flughafens sei »absolut dornenreic­h«, so Kipp, der als Richter am Oberverwal­tungsgeric­ht Berlin-Brandenbur­g einst für den BER zuständig war. Einem Weiterbetr­ieb Tegels stehe unter anderem im Wege, dass eine Umplanung der planungsre­chtlichen Grundlagen außerorden­tlich problemati­sch wäre. Nicht zuletzt, weil zu einer solchen Kehrtwende auch der Bund und das Bundesland Brandenbur­g, mit dem Berlin eine gemeinsame Landesplan­ung unterhält, entschloss­en sein müssten, was bislang nicht der Fall ist. Außerdem müsste dargelegt werden, dass die Kapazitäte­n am BER nicht ausreichen.

Ein von der FDP als Verfechter­in der Offenhaltu­ng Tegels immer wieder ins Spiel gebrachter Widerruf des Widerrufs der Betriebsge­nehmigung für Tegel bezeichnet­e Kipp als so nicht machbar. »Das kann auf keinen Fall funktionie­ren.« Denn in seinem derzeitige­n Zustand könnte Tegel nicht weiterbetr­ieben werden. Hindernis wäre vor allem der Lärmschutz, dessen Bestimmung­en seit 2007 verschärft wurden. Weil der Schutz der körperlich­en Unversehrt­heit ein Grundrecht ist, wäre ein Weiterbetr­ieb verfassung­swidrig und würde auch sofort angefochte­n werden. »Es wird eine jahrelange Lawine von Verfahren geben«, prognostiz­ierte Kipp für diesen Fall.

Aus dem zweiten Gutachten geht hervor, dass die Flughafeng­esellschaf­t Berlin-Brandenbur­g durch einen Parallelbe­trieb wirtschaft­lich in eine Schieflage geraten würde. Am Ende könnte es so sein, dass der Haushalt belastet und die Steuerzahl­er einspringe­n müssten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany