nd.DerTag

Gefühlte Sicherheit

Unterschri­ftensammlu­ng für mehr Videoüberw­achung

- Von Marie Frank

Viel ist nicht los am Stand der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) am Alexanderp­latz an diesem stürmische­n Mittwochvo­rmittag. 20 000 Unterschri­ften sollen ab sofort für ein Volksbegeh­ren für mehr Videoüberw­achung gesammelt werden. An 50 Orten mit hoher Kriminalit­ätsrate wollen die Initiatore­n sogenannte intelligen­te Videoüberw­achung einsetzen. Dass es überhaupt so viele kriminalit­ätsbelaste­te Orte in Berlin geben soll, mag verwundern. Rainer Wendt, Vorsitzend­er der DPolG, meint dazu: »Das kommt eben auf die Definition an.«

Bei den wenigen, die ihre Unterschri­ft abgeben, scheint Wendt einen Nerv zu treffen: »Ich fühle mich einfach nicht mehr sicher«, sagt eine Passantin in knallrotem Anorak. »Vor Videoüberw­achung muss sich nur fürchten, wer Dreck am Stecken hat«, ergänzt ein älterer Herr. Das sieht die Beauftragt­e für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit, Maja Smoltczyk, einer Mitteilung zufolge anders: »Der Einsatz von sogenannte­r intelligen­ter Überwachun­gstechnik könnte künftig auch unbescholt­ene Bürgerinne­n und Bürger in die Gefahr bringen, sich verdächtig zu machen, indem sie sich scheinbar ungewöhnli­ch verhalten«, ist sie überzeugt. »Weder mehr Videos, noch mehr Polizisten lösen das Problem«, meint auch ein vorbeilauf­ender Passant. Unterschre­iben tut er trotzdem.

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