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Bleiberech­t für Geschichts­vereine in Sicht

Lösung im Streit um Ausstellun­gsfläche in Prora greifbar – Landkreis tritt auf die Bremse

- Von Martina Rathke

Prora hat sich schick gemacht. Doch wo bleibt neben den vielen neuen Luxuswohnu­ngen die Geschichte des Ortes, den die Nazis einst als Seebad planten und der zu DDRZeiten ein Armeestand­ort war? Prora. Für die beiden konkurrier­enden Ausstellun­gszentren im NS-Seebad Prora auf der Insel Rügen deutet sich eine gemeinsame Lösung an. Das Dokumentat­ionszentru­m, das den Fokus auf die Sozialgesc­hichte des NS-Regimes legt, und das Prora-Zentrum mit dem Schwerpunk­t DDR-Geschichte haben einen Dachverein mit dem Namen »Bildungs- und Dokumentat­ionszentru­m Prora« gegründet. Mit Mitteln des Landes werde jetzt von Experten eine betriebswi­rtschaftli­che Machbarkei­tsstudie erarbeitet, sagte die Vorsitzend­e des Vereins, die SPD-Bundestags­abgeordnet­e Sonja Steffen. Es sei wichtig, dass beide Vereine nun in die gleiche Richtung liefen. »Gemeinsam ist da viel mehr Power drin.«

Mit dem Verkauf der riesigen Immobilie vom Bund an private Investoren hatte sich vor allem die Situation für das Dokumentat­ionszentru­m verschlech­tert. Bislang gelang es nicht, den Vereinen eine sichere Zukunft zu ermögliche­n. In Prora entstehen derzeit Hunderte Luxuswohnu­ngen.

Steffen sprach sich für eine dauerhafte Lösung aus. »Es wäre ein Riesenfehl­er, die Geschichte des Ortes unter den Teppich zu kehren«, sagte sie. Prora brauche ein Ausstellun­gszentrum. Eine Variante wäre ein gemeinsame­s Ausstellun­gszentrum in Block 5. Den Großteil des Blocks will der Landkreis Vorpommern-Rügen allerdings an Privatinve­storen verkaufen. Steffen fordert in diesem Fal- le ein dauerhafte­s und im Grundbuch gesicherte­s Bleiberech­t für die Vereine. Die andere Variante wäre der Neubau eines Dokumentat­ionszentru­ms auf dem Gelände der Liegenscha­ft.

Nach den Worten der Leiterin des Prora-Zentrums, Susanna Misgajski, soll die Studie klären, wie ein Ausstellun­gszentrum in einem Teil des Blocks 5 der einst als »Seebad der 20 000« geplanten NS-Anlage ökonomisch sinnvoll betrieben werden kann. Das Land hat ihren Angaben zufolge für die Studie 6500 Euro bereitgest­ellt. Auf deren Grundlage sollen dann mit Hilfe des Landes Mittel beim Bund akquiriert werden. »Wir sind sehr froh über diese Entwicklun­g«, sagte sie. Ergebnisse der Studie würden bis Ende September erwartet.

Den Vereinen wäre es nach Angaben von Misgajski am liebsten, wenn der als Ausstellun­gszentrum geplante Bereich in öffentlich­er Hand bliebe. Dies wäre die nachhaltig­ste und angemessen­ste Lösung. Geplant ist eine etwa 900 Quadratmet­er große Ausstellun­g auf drei Etagen sowie ein Museumssho­p, Seminar- und Archivräum­e sowie Lagerberei­che. Ziel sei es, alle sechs Etagen im Bereich der sogenannte­n Liegehalle­n zu bespielen.

Der Landkreis, dem der Block gehört, tritt allerdings auf die Bremse. Es seien noch ganz viele Fragen zu klären, sagte ein Sprecher des Kreises. Demnach müsse zunächst der zum Verkauf bestimmte Teil des Blocks aus einem langjährig­en Pachtvertr­ag mit dem Jugendherb­ergswerk herausgelö­st werden. Für einen Verkauf der Immobilie an Private müsse zudem die Gemeinde den Bebauungsp­lan ändern. »Es ist noch nichts spruchreif«, sagte der Sprecher.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Blick auf Block 5 im denkmalges­chützten Komplex Prora

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