Thomas Bernhard
»Meine Heimatstadt ist in Wirklichkeit eine Todeskrankheit, in welche ihre Bewohner hineingeboren und hineingezogen werden, und gehen sie nicht in dem entscheidenden Zeitpunkt weg, machen sie direkt oder indirekt früher oder später unter allen diesen entsetzlichen Umständen entweder urplötzlich Selbstmord oder gehen direkt oder indirekt langsam und elendig auf diesem im Grunde durch und durch menschenfeindlichen architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnignationalsozialistisch-katholischen Todesboden zugrunde.«
Was Thomas Bernhard 1975 in seinem autobiografischen Band »Die Ursache« über Salzburg mitzuteilen weiß – wo er zwar nicht geboren wurde, das er gleichwohl als seine »Heimatstadt« bezeichnete –, scheint im Widerspruch zu den Versen zu stehen, die er als 18-Jähriger gedichtet hatte: »Du schönste Stadt am Salzachfluss,/ Ich schloss dich in mein Herz,/ Trotz täglich starkem Regenguss,/ Und kindlich hartem Schmerz.« Im Bändchen »Das Salzburg des Thomas Bernhard« (Edition A. B. Fischer, 64 S., br., 14 €) verfolgt der Literaturwissenschaftler Manfred Mittermayer akribisch die Spuren der konfliktreichen Beziehung des Autors zur Stadt – und der Stadt zum Autor.