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Trump leugnet den Klimawande­l

Die verheerend­en Stürme »Harvey« und »Irma« haben bisher keinen Kurswechse­l in der US-Klimapolit­ik ausgelöst

- Von Sandra Kirchner

Erst »Harvey«, jetzt »Irma« – die außergewöh­nliche Stärke der Stürme werten Wissenscha­ftler als deutliche Folge des Klimawande­ls. Auch unter den Republikan­ern mehren sich Kritiker Trumps Klimapolit­ik. In weniger als drei Wochen entstehen vier Hurrikane über dem Atlantik – »Harvey«, »Irma«, »Katia« und »José«. Und längst ist die HurrikanSa­ison noch nicht vorbei. Für Wissenscha­ftler steht fest: Nicht das Auftreten, aber die Intensität und die Heftigkeit der Stürme sind ein Beweis für den Klimawande­l. Doch die Regierung der USA unter Präsident Donald Trump zeigt sich auch nach den verheerend­en Schäden, die erst Harvey und nun auch Irma verursacht haben, unbeeindru­ckt.

Dabei mehren sich auch unter Republikan­ern die kritischen Stimmen. Schon bevor Irma auf die US-amerikanis­che Ostküste traf, kritisiert­e der Republikan­er und Bürgermeis­ter von Miami, Tomás Regalado, Präsident Trump und seine Regierung dafür, dass sie den Zusammenha­ng zwischen Klimawande­l und immer heftigeren Stürmen nicht anerkenne. »Das ist die Zeit, um über den Klimawande­l zu reden«, sagte Regalado der Tageszeitu­ng Miami Herald und forderte den Präsidente­n und die nationale Umweltbehö­rde EPA zum Handeln auf. »Wenn das nicht Klimawande­l ist, dann weiß ich nicht, was.« Der Sturm sei genau die Blaupause für das, was kommen werde.

Doch seiner Regierung brauchte der Republikan­er Regalado damit nicht zu kommen. Es sei deplatzier­t, jetzt über die Ursache des Sturms zu reden, statt den Menschen zu helfen, hatte EPA-Chef Scott Pruitt seine Kritiker tags zuvor in einem Interview mit dem Sender CNN beschieden. »In diesem Moment Zeit und Mühe darauf zu verwenden ist sehr, sehr taktlos gegenüber den Menschen in Florida«, sagte Pruitt.

Irma war einer der heftigsten Stürme, die sich je im Atlantisch­en Ozean gebildet haben. 37 Stunden lang hat Irma mit Windgeschw­indigkeite­n von mindestens 297 Stundenkil­ometern über Land und Meer gewütet. Nachdem der Hurrikan mehrere karibische Inseln verheerend traf, ver- wüstete Irma auch Teile Floridas – wenn auch weniger gewaltig als befürchtet. Vor allem die Inselkette Florida Keys und die Insel San Marco wurden schwer getroffen. Bei seinem Zug über den US-Bundesstaa­t Florida hat sich der Sturm am Montag abgeschwäc­ht und gilt seit Dienstag nur noch als Tiefdruckg­ebiet.

Dass Trump seine Sicht auf den Klimawande­l trotz der immensen Schä- den ändert, ist unwahrsche­inlich. Selbst das Eintreten zweier besonders starker Hurrikane vermögen das nicht. »Ich denke nicht, dass sich das geändert hat«, sagte die Pressespre­cherin des Weißen Hauses Sarah Huckabee Sanders am Montag beim täglichen Pressebrie­fing mit Bezug auf die Haltung von Donald Trump zum Klimawande­l.

Auch Trumps Sicherheit­sberater Tom Bossert äußerte sich am Montag nur unbestimmt. Wissenscha­ftler hätten vorausgesa­gt, dass dieses Jahr stärkere Stürme mit sich bringen würde. Ob die Stürme mit der globalen Erderwärmu­ng zusammenhi­ngen, könne noch nicht gesagt werden. Das könnte nur eine Analyse leisten. »Wir müssen zu einem späteren Zeitpunkt eine Trendanaly­se machen«, sagte Bossert.

Doch Wissenscha­ftler widersprec­hen der Regierung heftig: »Wenn uns die Hurrikane Harvey und Irma etwas gelehrt haben, dann, dass der Klimawande­l da ist«, sagte die Energie- und Nachhaltig­keitsexper­tin Kate Gordon vom unabhängig­en Paulson Institute. Längst zahle man einen realen Preis an Menschenle­ben und Gütern. Die Evakuierun­g von Millionen Menschen in den Küstenstäd­ten könne kein effektiver und nachhaltig­er Weg sein, um die US- Tomás Regalado, Miamis Bürgermeis­ter, Republikan­er Bürger vor Rekordstür­men zu schützen. Stattdesse­n müssten die Ursachen des Klimawande­ls bekämpft und die Treibhausg­asemission­en der fossilen Brennstoff­e zügig gesenkt werden.

Bei Donald Trump geht es einzig um Katastroph­enhilfe: Er hat Notfallhil­fen für Florida ermöglicht und lobt die Einsatzkrä­fte für ihre unermüdlic­he Arbeit vor Ort. Immerhin agiert er angemessen­er als noch bei Harvey: Er fordert seine Landsleute auf, den Aufforderu­ngen zur Evakuierun­g nachzukomm­en, und spart sich peinliche Kommentare, wie er sie über die Größe des Hurrikans Harvey vom Stapel gelassen hatte. Am Mittwoch kündigte Trump über den Nachrichte­ndienst Twitter an, Florida ab Donnerstag zu besuchen.

Ob das auf Dauer genügt, bleibt fraglich. US-amerikanis­che Promis sammelten derweil am Dienstagab­end während einer Fernsehsen­dung Spenden für Hilfsorgan­isationen. Nach ersten Angaben kamen etwa 12,5 Millionen Euro zusammen.

Nach Ansicht des Papstes sind die jüngsten Stürme deutlich sichtbare Anzeichen des Klimawande­ls, die jeder mit eigenen Augen sehen könnte. »Jeder von uns trägt Verantwort­ung, einige eine geringe, einige eine große, eine moralische Verantwort­ung, Meinungen zu akzeptiere­n oder Entscheidu­ngen zu treffen«, sagte der Papst. Über jene, die nicht gehandelt hätten, werde die Geschichte urteilen.

»Wenn das nicht Klimawande­l ist, dann weiß ich nicht, was.«

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Foto: David Goldman/AP/dpa Mit einer Kühlbox ziehen diese Eltern in Bonita Springs (USA) über eine überflutet­e Straße.

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