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Stuttgart empfängt Köln mit Bauchschme­rzen

Im Spiel des Aufsteiger­s VfB gegen den Tabellenle­tzten geht es am achten Spieltag der Fußball-Bundesliga für beide schon um sehr viel

- Von Maximilian Haupt und Dietmar Fuchs, Stuttgart

Kölns Manager Jörg Schmadtke fühlt sich als Punchingba­ll, Stuttgarts Sportvorst­and Michael Reschke berichtet von Bauchschme­rzen: Der Druck auf beide Mannschaft­en ist bereits enorm hoch. Michael Reschke ist ein Fan von Spielen am Freitagabe­nd. Eigentlich. »Es gibt nichts Schöneres, als freitags zu gewinnen und dann in Ruhe die Spiele der Konkurrenz anschauen zu können«, meint der neue Sportvorst­and des VfB Stuttgart. Mit dem FC Bayern München war Reschke Siege ge- wohnt – egal ob freitags, samstags oder sonntags. Der VfB dagegen kommt nach sieben Spieltagen auf erst zwei Erfolge. Vor dem Duell seines neuen Arbeitgebe­rs mit dem Bundesliga­schlusslic­ht 1. FC Köln hört sich der 60-Jährige deswegen auch ganz anders an. »Ich habe in den letzten Jahren vor einem Spiel nicht ansatzweis­e solche Bauchschme­rzen gehabt wie vor dem FC-Spiel, weil die Bedeutung für beide Klubs so hoch ist.«

Mit der katastroph­alen Heimserie gegen den Verein aus seiner rheinische­n Heimat – 21 Jahre lang hat Stuttgart vor eigenem Publikum nicht mehr gegen den 1. FC gewonnen – hätten Reschkes Sorgen aber nichts zu tun: »Wenn wir verlieren, ist der FC wieder an uns dran. Das müssen wir mit aller Kraft vermeiden«, betonte er. »Diese Partie ist zweifelsfr­ei sehr wichtig und könnte richtungsw­eisend sein – für die nächsten Wochen, mehr aber auch nicht«, sagte Stuttgarts Torwart RonRobert Zieler.

Für den Aufsteiger ist die Ausbeute von sieben Punkten aus sieben Spielen kritisch. Für Europapoka­lteilnehme­r Köln aber ist die Bilanz von nur einem Punkt und Tabellenpl­atz 18 miserabel. In Stuttgart, wo der VfB zuletzt im September 1996 durch Tore von Thomas Schneider, Zvonimir Soldo, Giovane Elber und Krassimir Ba- lakow gegen den FC gewann, soll deswegen unbedingt der erste Saisonsieg her. »Klar, wir brauchen Punkte«, sagte Trainer Peter Stöger am Donnerstag. Es sei ein brisantes Duell: »Das sieht man an der Tabelle.«

»Es wird ein Spiel auf Messers Schneide. Ich hoffe einfach, dass es zugunsten von uns ausgeht und wir uns für die Arbeit, die wir in letzter Zeit geleistet haben, belohnen können«, sagte der ehemalige VfB-Profi und jetzige Kölner Konstantin Rausch vor der Reise nach Baden-Württember­g. Mit Neuzugang Claudio Pizarro wird Rausch sicher nicht in der Startelf stehen. Der 39 Jahre alte Peruaner könnte aber zumindest als Einwechsel­spieler in die Partie kommen, meinte Stöger.

Ernsthafte Debatten um den Österreich­er, der den FC in seinem vierten Trainerjah­r völlig überrasche­nd in die Europa League geführt hatte, gibt es in Köln keine. Aber der Druck in der recht aufgeregte­n Medienstad­t wächst dennoch. Das spürt insbesonde­re Manager Jörg Schmadtke. »Warum es sich auf mich fokussiert, weiß ich nicht. Aber ich muss das ertragen, und das gelingt mir auch, solange wir nicht dahin kommen, dass ich als Person diskrediti­ert werde«, sagte er am Donnerstag. Mit seiner Rolle als »Punchingba­ll« komme er zurecht. »Es hat den unschätzba­ren Vorteil, dass Trainer und Spieler weiter in Ruhe arbeiten können.«

Personenbe­zogene Kritik gibt es in Stuttgart noch gar keine, Hannes Wolf profitiert bei Fans, Medien und der Vereinsfüh­rung von seinem Kredit als Aufstiegst­rainer. Der Bedeutung seines ersten Freitagabe­ndspiels als Bundesliga­coach kann sich der 36-Jährige aber auch nicht entziehen. »Das ist definitiv ein wichtiges Spiel. Die Bedeutung für beide Mannschaft­en ist klar«, sagte er. Sein Chef Reschke weiß das auch – und kann im Falle eines Sieges die Partien der Konkurrenz wohl noch mehr genießen, als in der Vergangenh­eit.

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