nd.DerTag

DEGROWTH

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Lexikon der Bewegungss­prache

Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo Sie streunen nachts umher und suchen in Mülltonnen nach weggeworfe­nem Essen. Sie steigen den Fleischfab­riken aufs Dach, aber niemals in ein Flugzeug. Sie pflegen selten Kontakt zu Bankern, dafür aber ihr kleines Gemüsebeet im Stadtteilg­arten. Und sie laufen nicht selten in alten, abgewetzte­n Klamotten herum – naja, zumindest wird ihnen das nachgesagt. Radikale Konsumkrit­iker haben es nicht leicht in der modernen Gesellscha­ft, denn sie gelten den einen als ewig gestrig und den anderen als überideali­stisch. Einige von ihnen haben sich in der »Degrowth«-Bewegung zusammenge­schlossen. Sie kämpfen für eine Wirtschaft, die nicht wächst, sondern schrumpft, weil die natürliche­n Ressourcen der Erde irgendwann verbraucht sind. Und das beinhaltet für sie praktische Konsequenz­en für das eigene Leben: weniger arbeiten, weniger konsumiere­n. Solche Forderunge­n rufen aber linke Kritiker auf den Plan, die meinen, der einzelne Mensch könne nicht für die Fehler eines ganzen Systems verantwort­lich gemacht werden. Wer ohnehin schon unter kapitalist­ischen Verhältnis­sen leide, würde sich nach Ansicht anderer Bewegungsl­inker von der Losung »weniger ist mehr« kaum angezogen fühlen. Was die Kritiker jedoch gern übersehen: Viele »Degrowth«-Anhänger üben bereits selbst den Verzicht, und auch die Kritik am Kapitalism­us spielt in der Bewegung eine nicht unerheblic­he Rolle.

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