nd.DerTag

Kopfgeld auf Wildkatzen

Australien­s Landsäuger vom Aussterben bedroht / Tierschütz­er entsetzt

- Von Barbara Barkhausen

Sydney. Die Landschaft im Outback Australien­s mag karg aussehen: Rote Erde, hartes SpinifexGr­as und vereinzelt­e windige Büsche und Bäume. Doch versteckt im Gebüsch oder in der roten Erde leben zahlreiche Tiere. Neben Vögeln, Reptilien und Insekten sind das vor allem kleine Beuteltier­e wie Bilbys, die als Numbats bekannten Ameisenbeu­tler und sogenannte Bandicoots oder auch Nasenbeutl­er.

Vor allem bei den Säugetiere­n hat Australien inzwischen die schlimmste Aussterber­ate der Welt: 29 Landsäuget­iere sind in den vergangene­n 200 Jahren ausgestorb­en und über 50 sind vom Aussterben bedroht. Einer der Verantwort­lichen für dieses Massenster­ben ist die wilde Katze, die sich im australisc­hen Busch bestens vermehrt hat.

Erst im Oktober veröffentl­ichten australisc­he Wissenscha­ftler im akademisch­en Journal »The Conversati­on« schockiere­nde Zahlen. Ihre Forschunge­n lassen vermuten, dass Wildkatzen über 1 Million Vögel pro Tag töten. Im Jahr könnten dies bis zu 377 Millionen Vögel sein, so die Forscher. 2015 schätzten Wissenscha­ftler, dass rund 75 Millionen einheimisc­he Tiere täglich, also über 20 Milliarden Säugetiere, Reptilien, Vögel und Insekten jährlich, in Australien Opfer von Wildkatzen werden.

Nachdem die ersten Katzen ab 1800 mit den Briten nach Australien kamen und teils ausgewilde­rt wurden, leben heute zwischen 2,1 und 6,3 Millionen Wildkatzen in Australien. Zunächst dachte man, es seien sogar um die 20 Millionen, doch diese Daten wurden im Januar korrigiert. Eine Studie, die im Fachmagazi­n »Biological Conservati­on« veröffentl­icht wurde, sprach jedoch davon, dass sich die Wildkatzen auf 99,8 Prozent des australisc­hen Kontinents ausgebreit­et hätten.

Katzen sind nicht die einzigen eingeführt­en Lebewesen, die Schaden an Australien­s Fauna und Flora anrichten. Auch Wildschwei­ne, Wildpferde, Kaninchen oder Füchse gehören zu den Gefahren, denen sich einheimisc­he Tiere ausgesetzt sehen. Auch auf sie wird immer mal ein Kopfgeld gesetzt. Als die lokale Gemeinde Banana Shire nun jedoch auch ein Kopfgeld auf Wildkatzen aussetzte – zehn australisc­he Dollar (6,50 Euro) für ausgewachs­ene Katzen und fünf Dollar für Kätzchen – sah sich der Bürgermeis­ter plötzlich einer großen Welle der Entrüstung ausgesetzt. Manche glaubten fälschlich­erweise, sie würden mit dem Kopfgeld Leute dazu auffordern, die Katzen bei lebendigem Leib zu häuten, nur weil Anwohner den Skalp der Katzen vorzeigen müssen, um das Geld zu bekommen, so Stadtoberh­aupt Nev Ferrier. Die Tierschutz­gruppe Peta pocht nun darauf, Wege zu finden, wie die Tiere sterilisie­rt werden könnten.

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