nd.DerTag

Vertrauens­test

Noch mehr Kontrollen sollen Vertrauen wiederhers­tellen

- Von Oliver Kern

Was verbirgt sich hinter der Independen­t Testing Authority (ITA), die nach dem IOC-Urteil vom Dienstag einen warmen Geldregen erwarten darf? Insgesamt 15 Millionen Dollar soll Russland als Strafe zahlen. Abzüglich der Kosten für die Untersuchu­ngskommiss­ionen des IOC bleibt der Rest dann bei jener ITA, die jetzt angeblich »Kapazität und Integrität eines globalen Antidoping-Systems aufbauen« soll, wie es Thomas Bach ausdrückte.

Der IOC-Präsident machte nicht zufällig Werbung für die ITA, schließlic­h war sie seine Idee. 2015 erfand er diese »unabhängig­e Kontrollbe­hörde«. Sie soll internatio­nalen Sportverbä­nden und Veranstalt­ern alle möglichen Aufgaben rund um die Dopingtest­s abnehmen: Testpläne, Kontrollen, Ergebnisma­nagement. Die Idee, all dies unabhängig von Nationen, und Sportfunkt­ionären zu machen, wurde von vielen begrüßt. Doch vor allem drei Probleme wurden angeprange­rt: Es gibt Zweifel an der Unabhängig­keit, da die ITA vom IOC finanziert wird und ein IOC-Vertreter in ihrem Aufsichtsr­at sitzt. Zudem wird niemand verpflicht­et, das Angebot zu nutzen. Und schließlic­h gab es für das Aufgabenge­biet doch schon die Welt-Antidoping-Agentur, auch wenn die, da vom Sport und der Politik finanziert, ebenso ihre Unabhängig­keitsprobl­eme hat.

Das IOC wollte mit der ITA vor allem eines erreichen: Die Verantwort­ung über das Kontrollma­nagement bei den Olympische­n Spielen sollte abgegeben werden, nachdem dies von den Russen in Sotschi so spektakulä­r ausgehebel­t worden war. Nun soll also die ITA-Vorsitzend­e Valerie Fourneyron eine Task Force anführen, die dann entscheide­t – die IOC-Oberen werden das später nur noch absegnen –, welche russischen Athleten nach Pyeongchan­g eingeladen werden, weil sie als sauber gelten. Auch in diesem Gremium wird wieder ein IOC-Mitglied sitzen, und diesmal auch Vertreter der WADA.

Athleten, die in Frage kommen, müssen nun gesondert getestet werden. Im Grunde war’s das schon. Ein paar mehr Tests sollen verlorenes Vertrauen zurückbrin­gen. Dabei haben Sportfans weltweit nicht nur das Vertrauen in die Sauberkeit der Athleten verloren, sondern vor allem in die Effizienz der Kontrollen.

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