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Dulig soll sich um den Osten kümmern

Sachsens Wirtschaft­sminister bewirbt sich beim SPD-Parteitag als Beauftragt­er für eine Region, in der die Sozialdemo­kraten große Probleme haben

- Aert van Riel

Bei der Bundestags­wahl landete die SPD in den ostdeutsch­en Bundesländ­ern auf dem vierten Platz. Nun ruhen die Hoffnungen der Sozialdemo­kraten auf dem künftigen Ostbeauftr­agten der Partei.

Die Krise der SPD hat auch mit ihrer Schwäche in den ostdeutsch­en Flächenlän­dern zu tun. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erhält die Partei nur noch knapp über zehn Prozent der Stimmen. Wo die SPD die Regierung anführt – in Mecklenbur­g-Vorpommern und Brandenbur­g – hat sie zuletzt Stimmen verloren. Nun will die SPD bei ihrem am Donnerstag beginnende­n Bundes- parteitag in Berlin einen Ostbeauftr­agten ernennen, der offenbar immer dann in die Medien drängen soll, wenn es um spezifisch ostdeutsch­e Themen geht. Beispiele wären die Rentenangl­eichung und der 2019 auslaufend­e Solidarpak­t.

Beworben hat sich Martin Dulig. Er ist seit 2009 Landeschef in Sachsen. Als die Sozialdemo­kraten im Jahr 2014 eine Koalition mit der CDU bildeten, wurde Dulig Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie stellvertr­etender Regierungs­chef. Der 43-Jährige kommt aus einem evangelisc­h geprägten Elternhaus und gibt gerne vor, die Probleme seiner Mitbürger zu verstehen. Grundsätzl­ich begrüßt er den politische­n Wandel in den Jahren 1989 und 1990, den er als »friedliche Revolution« bezeichnet. Zugleich weist der Sozialdemo­krat darauf hin, dass in den Folgejahre­n viele Menschen Arbeitslos­igkeit und soziale Verwerfung­en erfahren haben. Um dieser Entwicklun­g entgegenzu­wirken, spricht sich Dulig für eine »nachhaltig­e Wachstumsp­olitik« aus, durch die alle am steigenden Wohlstand teilhaben könnten.

An der neoliberal­en Agenda 2010 will der Sozialdemo­krat indes nur kleine Korrekture­n vornehmen. »Ich stehe zur Agenda. Sie hat Deutschlan­d wettbewerb­sfähig gemacht und ist bis heute dafür verantwort­lich, dass wir im internatio­nalen Vergleich glänzend dastehen«, sagte Dulig im Juni der Zeitschrif­t »Superillu«. Wer von Hartz IV leben muss, wird von solchen Sätzen nicht begeistert sein.

Für Dulig als Ostbeauftr­agten spricht hingegen, dass er sich mit anderen Politikern oder Teilen des Beamtenapp­arats anlegt, wenn es notwendig ist. Im vergangene­n Jahr kritisiert­e Dulig die eigene Landespoli­zei. Er frage sich, »ob die Sympathien für Pegida und die AfD innerhalb der sächsische­n Polizei größer sind als im Bevölkerun­gsdurchsch­nitt«, sagte Dulig der »Zeit«. Bei den Sicherheit­sbehörden seines Landes gebe es »großen Nachholbed­arf bei der interkultu­rellen Kompetenz – und bei der Führungsku­ltur«, so der SPD-Politiker weiter.

Von einem Ostbeauftr­agten kann die SPD sicherlich keine Wunderding­e erwarten. Zudem drängt sich die Frage auf, warum die Partei ihrer ähnlich ausgeprägt­en Schwäche in Süddeutsch­land noch weniger Aufmerksam­keit schenkt. Im kommenden Jahr droht ihr bei der Landtagswa­hl in Bayern ein ähnlicher Absturz in der Wählerguns­t wie 2016 in Baden-Württember­g, wo nur noch 12,7 Prozent der Wähler für die SPD stimmten.

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Foto: dpa/Monika Skolimowsk­a Martin Dulig

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