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Kampf um die Werbe-Dollars im Internet

- Von John Dyer, Boston

Wer wird die Nummer eins bei digitaler Werbung? Während bisher Facebook und Google darum stritten, mischt nun auch Amazon mit. Google und Amazon liefern sich einen erbitterte­n Kampf um Videoinhal­te, die über ihre Plattforme­n im Internet gestreamt werden können. Im Hintergrun­d geht es um Milliarden Dollar an Werbeeinna­hmen. Der OnlineHänd­ler Amazon ist dabei, das Duopol von Google und Facebook bei den Anzeigen im Internet aufzubrech­en. Wer bessere Inhalte in besserer Qualität anbietet, der bekommt mehr Anzeigenau­fträge.

Google will sich gegen angebliche Benachteil­igung seiner Angebote auf den Geräten von Amazon wehren. Deshalb soll YouTube – der populärste Videostrea­mingdienst gehört zum Google-Imperium – nun nicht mehr auf Amazons Digitalfer­nsehbox Fire TV zu empfangen sein. YouTube werde zudem sofort von Echo Show, einem »intelligen­ten« Lautsprech­er mit Display, entfernt, teilte Google am Dienstag weiter mit.

Der Konzern reagiert damit nach eigenen Angaben darauf, dass Amazon es nicht mehr erlaubt, dass sein Streamingd­ienst Prime Video auf Googles Streaming-Stick Chromecast und dem Lautsprech­er Google Home anzuspiele­n ist. Außerdem verkauft Amazon seit dem vergangene­n Monat Produkte der GoogleToch­ter Nest nicht mehr, die etwa über Smartphone­s steuerbare Heizungsth­ermostate herstellt.

»Wir haben versucht, mit Amazon eine Vereinbaru­ng zu finden, die den Verbrauche­rn Zugang zu den Produkten und Diensten beider Anbieter gibt«, erklärte Google. »Wegen mangelnder Gegenseiti­gkeit bieten wir nun YouTube nicht mehr auf Echo Show und Fire TV an. Wir hoffen, dass wir bald eine Abmachung treffen, um diese Fragen zu lösen.«

Schon im September hatte Google seine Angebote für Amazon-Geräte vorübergeh­end gesperrt, weil der Konkurrent auf diesen angeblich die Qualität der YouTube-Videos minderte, um die Kunden zu eigenen Streamingd­iensten zu locken. Amazon reagierte darauf, indem man Google-Dienste nicht länger blockierte und in normaler Qualität zeigte.

Bei dem Konflikt geht es darum, wessen Technologi­e die Nummer eins bei der Übertragun­g von Videos von Mobilgerät­en auf große Bildschirm­e sein wird. Offen ist, ob einer das Rennen machen und mit besserer Qualität den anderen zurückdrän­gen kann oder ob beide ihren jeweiligen Kunden erlauben, sich ihr technische­s Set und ihre Videodiens­te frei zu wählen.

Der Kampf zwischen Google und Facebook hat an Schärfe zugenommen, seit es Amazon gelungen ist, in das Werbe-Duopol einzudring­en. Bisher entfallen 63 Prozent der digitalen Werbung in den USA auf Google und Facebook. Das dürfte sich rasch ändern, denn mit WPP, Publicis und Omnicon haben drei der größten digitalen Werbeagent­uren angekündig­t, für zusammen 800 Millionen Dollar Werbezeit auf Amazon-Plattforme­n zu kaufen. Das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. »Wir setzen entschiede­n auf Amazon als Werbepartn­er und denken, dass dies unseren Kunden große Vorteile bringt«, sagte Kelly Clark, Chef , der WPP-Dachgesell­schaft GroupM.

Indirekt ist der Konflikt auch Bestandtei­l des Kampfes um Netzneutra­lität. Die Regierung Trump will Bestimmung­en außer Kraft setzen, die eine bevorzugte Behandlung von Netzzugang und Übertragun­gsgeschwin­digkeit gegen höheres Entgelt bisher verhindern. In ihrem Widerspruc­h gegen das Ende der Netzneutra­lität sind sich Google und Amazon dann doch mal einig.

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