nd.DerTag

Donald Trump und das »Drecksloch«

US-Präsident bestreitet Beleidigun­g von Migranten

- Von Olaf Standke

»Why are we having all these people from shithole countries come here?«, soll Donald Trump laut »Washington Post« und »New York Times« am Donnerstag bei Beratungen über den Schutzstat­us von Einwandere­rn aus Haiti, El Salvador und afrikanisc­hen Ländern gepoltert haben. Statt aus diesen »Dreckslöch­ern« sollte man doch lieber mehr Menschen aus Ländern wie Norwegen aufnehmen. Das Weiße Haus bestritt die Worte offiziell nicht. Erst am Freitag widersprac­h der US-Präsident via Twitter den Berichten – doch da war die Empörung weltweit schon groß. Man traut Trump nach den bisherigen Erfahrunge­n derartige vulgär-verbalen Entgleisun­gen wohl einfach zu. »Guten Morgen aus dem größten schönsten Drecksloch-Land der Welt!!!«, hatte sich zuvor etwa die Nachrichte­nsprecheri­n Leanne Manas von der South African Broadcasti­ng Corporatio­n gemeldet. Und ihre südafrikan­ischen Kollegen von der Nachrichte­nplattform »Daily Maverick« ließen den KuKlux-Klan grüßen: »Zum legeren Freitag im Weißen Haus werden bei diesem Tempo wohl bald Kapuzen und Tiki-Fackeln gehören.«

Doch nicht alle reagierten so ironisch. Die Regierungs­partei ANC z.B. nannte die kolportier­te Äußerung beleidigen­d, die Afrikanisc­he Union zeigte sich mit Verweis auf die unzähligen afrikanisc­hen Sklaven in den USA höchst »alarmiert«, das UN-Hochkommis­sariat für Menschenre­chte verurteilt­e sie als »schockiere­nd und schändlich«. Der demokratis­che US-Senator Richard Blumenthal sprach von »unverhohle­nem Rassismus«. Und seine republikan­ische Kongressko­llegin Mia Love, Tochter haitianisc­her Einwandere­r, nannte das Zitat einen Schlag gegen die Werte Amerikas; sie fordert vom Präsidente­n, sich bei den betroffene­n Ländern und den USBürgern zu entschuldi­gen. Doch der wollte nur eine »harte Sprache« bei den Beratungen, nicht aber die »Drecksloch-Äußerung« über die armen Heimatländ­er von Migranten zugeben.

Der US-Kongress muss bis März eine Einigung über das sogenannte DACA-Programm aus der Obama-Ära finden. Es sichert illegalen Einwandere­rn, die bereits als Minderjähr­ige ins Land kamen, eine befristete Aufenthalt­s- und Arbeitserl­aubnis. Trump will das beenden, musste aber zuletzt eine juristisch­e Niederlage einstecken. Mehrere Senatoren von Demokraten und Republikan­ern wollen nun einen parteiüber­greifenden Kompromiss zum Schutz für junge Migranten sowie die Grenzsiche­rheit gefunden haben. Doch Trumps Sprecherin Sarah Sanders wiegelt ab: Es gebe keine Abmachung. Wenn überhaupt, will der Präsident Mittel für DACA mit der Finanzieru­ng einer Grenzmauer zu Mexiko verkoppeln. Das lehnen die Demokraten aber ab. In einem Interview mit dem »Wall Street Journal« wiederholt­e er jetzt auch seine Forderung, dass das Nachbarlan­d für die Mauer zahlen müsse, etwa »indirekt über Nafta«. Das Freihandel­sabkommen wird zur Zeit zwischen den USA, Kanada und Mexiko neu verhandelt. Wirtschaft­sminister Ildefonso Guajardo stellte umgehend klar: »Mexiko wird niemals für diese Mauer bezahlen.«

Trump hat nicht nur erneut die Debatte über eine US-Einwanderu­ngsreform vergiftet, sondern konterkari­ert auch die Bemühungen von UN-Generalsek­retär Antonio Guterres um einen globalen Flüchtling­s- und Migrations­pakt, der bis Ende 2018 ausgehande­lt werden soll. Guterres rief die Staaten gestern wieder auf, ein »positives« Bild von Migration zu vermitteln. Die USA haben sich schon im Dezember der Ausarbeitu­ng des Vertrags verweigert.

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