Kurt Gutmann
18. 2. 1927 – 27. 12. 2017
Was geht in einem vor, der dem Mörder seiner Mutter und seines Bruders gegenübersitzt? Aug in Aug. »Ich dachte immer nur: Er ist der Letzte, der meine Mutter und meinen Bruder Hans lebend gesehen hat«, sagte Kurt Gutmann im nd-Interview. Er war Nebenkläger beim Prozess gegen John Demjanjuk, der 2011 in München wegen Beihilfe zum Massenmord an den europäischen Juden verurteilt wurde.
Erst Mitte der 1990er Jahre hat Gutmann erfahren, dass die Seinen von den Nazis ins Vernichtungslager Sobibór deportiert worden sind, wo die Häftlinge ein Jahr später einen Aufstand wagten. Die SS nahm grausige Rache und ebnete das Lager ein, alle Spuren ihrer Verbrechen tilgend. Gutmann, der mit einem der letzten Kindertransporte 1939 nach Großbritannien deutschen Antisemiten entfliehen konnte und 1945 in der Uniform der Royal Army zurückkehrte, hat sich für eine Erinnerungsstätte an jenem Ort eingesetzt, wo über 250 000 Menschen im Gas ermordet worden sind. »Es ist eine kleine Gedenkstätte, aber die berührendste«, betonte er, der in der DDR als Dolmetscher und Journalist arbeitete, Mitglied des ErnstBusch-Chors war und seine bitteren Erfahrungen gern der jungen Generation vermittelte. Damit nie wieder geschehe, was geschehen ist.