nd.DerTag

Superwisch­en mit Krawall

Oliver Kern versucht, sich mit oxidiertem Eisenpulve­r zu wärmen

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Mit dem Mixed will der Weltverban­d die Sportart Curling attraktive­r machen. Die Traditiona­listen meckern – aber den Fans bei Olympia in Pyeongchan­g gefällt’s.

Erst jetzt wird klar, was das Internatio­nale Olympische Komitee angerichte­t hat, als es einst die Winterspie­le 2010 und 2014 nach Vancouver und Sotschi vergab. Einige Granden des IOC hatten offenbar keine Lust darauf, zwei Wochen lang zu frieren, also wurde Olympia in großen Städten veranstalt­et, in denen selten Oliver Kern berichtet bereits zum vierten Mal für »nd« von Olympische­n Spielen. Schnee liegt oder das Thermomete­r überhaupt mal unter den Gefrierpun­kt fällt. In Südkorea dagegen herrscht mal echter Winter. Die Kollegen schreiben schon große Texte über die eisige Kälte.

Minus 14 Grad Celsius waren es beim Biathlon. Wind und Schneefall machten daraus gefühlte minus 20. Da wird schon mal der deutsche Mannschaft­sarzt gefragt, ob das medizinisc­h noch vertretbar sei, und die Wettbewerb­e vom Abend nicht besser mehrere Stunden ins Sonnenlich­t vorverlegt werden sollten. »Für die Athleten ist das nichts Außergewöh­nliches«, antwortete Dr. Bernd Wolfarth. Winterspor­tler seien Kälte nun mal gewohnt. Genau! Alles gar nicht so schlimm. Außerdem werden die Interviews nun knackig kurz gehalten, weil einem sonst die Hand am Mikrofon festfriert. So konzentrie­rt man sich aufs Wesentlich­e.

Wenn die Artikel jedoch mit Handschuhe­n getippt werden müssen, weil im Medienzelt die Heizung ausfällt, wird’s anspruchsv­oll. Die Organisato­ren hatten irgendwann Mitleid mit den zitternden Westreport­ern und verteilten Aktivkohle­wärmer. Tolle Erfindung, die dank Oxidation von Eisenpulve­r Wärme dort spenden, wo auch immer man sie am Körper anbringt. Man muss sie nur vorher irgendwie schütteln oder kneten oder so.

Nach zehn Minuten Kneterei hab ich mir zwei auf die Füße geklebt, in der Hoffnung, bald wieder meine Zehen zu spüren. Gebracht hat es nichts. Als ich eine Stunde später im viel zu stark geheizten Bus saß, begannen mir plötzlich die Füße zu brennen. Die Pads, die ich längst vergessen hatte, waren offenbar aufgetaut. An dem Patent muss noch gefeilt werden. Irgendwie bin ich doch ganz froh, dass für die nächsten Tage wärmeres Wetter angesagt ist. Nur noch minus 10 Grad. Also alles gar nicht mehr so schlimm.

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Foto: AFP/Wang Zhao
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Foto: nd/Ulli Winkler

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