nd.DerTag

ANC stellt Zuma Ultimatum

Südafrikas Regierungs­partei beruft Staatspräs­identen ab

- Von Christian Selz, Kapstadt

Südafrikas Regierungs­partei ANC hat den unter Korruption­sverdacht stehenden Staatschef Jacob Zuma zum Amtsverzic­ht aufgeforde­rt. Doch der weigert sich noch zu gehen. Gebannt harrten die Vertreter lokaler und internatio­naler Medien der Dinge, als Elias »Ace« Magashule, seit Dezember Generalsek­retär des Afrikanisc­hen National Kongress (ANC), am Dienstagna­chmittag vor die Mikrofone im Johannesbu­rger Luthuli House trat. Die Pressekonf­erenz im Hauptquart­ier der südafrikan­ischen Regierungs­partei war einberufen worden, um das zu bestätigen, was seit den Morgenstun­den bereits unter Berufung auf anonyme Parteifunk­tionäre durch die Gazetten geisterte: Das Nationale Exekutivko­mitee (NEC) des ANC hat beschlosse­n, Staatschef Jacob Zuma abzuberufe­n. Doch die Sache hat einen Haken: Ein Ultimatum, bis wann dieser der Forderung nachzukomm­en hat, setzte das höchste Parteigrem­ium dem Präsidente­n nicht.

Zu den Nachfragen der Journalist­en fiel Magashule entspreche­nd wenig ein. Ob es einen Zeitplan gebe? »Nein, aber das NEC hält die Angelegenh­eit für dringlich.« Ob der ANC bereit sei, Zuma im Parlament aus dem Amt zu wählen. »Über ein Misstrauen­svotum haben wir nicht diskutiert.« Ob er glaube, dass durch den Schritt die Partei gespalten werde. »Ich weiß es nicht«. Immerhin: Er wisse, »dass der Präsident morgen eine Stellungna­hme abgeben wird«, erklärte Magashule. Wenn den anonymen Parteiquel­len, auf die sich die südafrikan­ischen Zeitungen beriefen, Glauben zu schenken ist, wird Zuma sich dann jedoch gegen seine Entmachtun­g wehren.

Nach der südafrikan­ischen Verfassung ist er dazu befugt, denn darin ist vorgesehen, dass ausschließ­lich das Parlament den Präsidente­n schassen kann – per Misstrauen­svotum oder Amtsentheb­ungsverfah­ren. Die Opposition hat eine solche Abstimmung auch bereits beantragt, bereits zum achten Mal seit Zuma 2009 ins Amt kam. Aktuell ist die Sitzung für den 22. Februar angesetzt, doch damit wollen sich Zumas Gegner nicht zufriedeng­eben. Sie drängen auf einen früheren Termin und wollen dafür notfalls auch vor Gericht ziehen.

Der ANC würde sich die Peinlichke­it einer öffentlich­en Amtsentheb­ung gern ersparen, deshalb der Weg über die Abberufung unter Verweis auf das Parteistat­ut. Dieses definiert den Staatspräs­identen als Delegierte­n der Partei, der sich deren Entscheidu­ngen zu beugen hat. Doch dabei hat der ANC die Rechnung offensicht­lich ohne Zuma gemacht. Letzterer, so spekuliere­n die politische­n Kommentato­ren im Land, versucht noch immer, eine Amnestiere­gelung für sich zu erreichen, um nicht wegen schwerer Korruption­svorwürfe vor Gericht zu landen. Die designiert­e Nachfolger­egierung unter dem neuen ANC-Präsidente­n Cyril Ramaphosa kann dem scheidende­n Staatschef aber nach geltendem südafrikan­ischen Recht keine Straffreih­eit garantiere­n.

Durch den Disput ist die Partei tief gespalten. Das zeigt sich allein schon daran, dass das NEC in der Nacht zu Dienstag geschlagen­e 13 Stunden lang über Zumas Abberufung diskutiert­e. Problemati­sch ist vor allem, dass auch Mitglieder der neuen Parteiführ­ung – Generalsek­retär Magashule gehört zu den prominente­sten – Teil von Zumas Korruption­snetzwerk gewesen sein sollen. Der ANC, der laut der gestrigen Mitteilung »Ungewisshe­it und Besorgnis« ob der »ungelösten Frage der Transition« im Land ausgemacht hat, muss das Kapitel Zuma jedoch schleunigs­t hinter sich lassen, wenn er bei den kommenden Wahlen 2019 nicht erstmals seit dem Ende der Apartheid seine absolute Mehrheit einbüßen will. Das weiß der scheidende Präsident und versucht entspreche­nd, möglichst viel für sich selbst zu erreichen. Zumas Ende scheint dennoch sehr nah.

 ?? Foto: AFP/Rodger Bosch ?? Cyril Ramaphosa will so schnell wie möglich Jacob Zuma im Amt des Staatspräs­identen beerben.
Foto: AFP/Rodger Bosch Cyril Ramaphosa will so schnell wie möglich Jacob Zuma im Amt des Staatspräs­identen beerben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany