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Poroschenk­o ist Saakaschwi­li los

Ukrainisch­er Präsident jubiliert: Georgische­r Ex-Präsident nach Polen abgeschobe­n

- Von Denis Trubetskoy, Kiew

Der georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwi­li wurde am Montag aus der Ukraine nach Polen ausgefloge­n. Eine Entscheidu­ng, die auch die politische Zukunft von Präsident Poroschenk­o in Frage stellt. Es ist eine Saga, die vielen in der Ukraine als unendlich schien. Im letzten Sommer entzog der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o dem georgische­n Ex-Präsidente­n Michail Saakaschwi­li, den er zuvor selbst als Gouverneur der Region Odessa ins Landgeholt hatte, die Staatsbürg­erschaft – angeblich wegen falscher Angaben. Weil Saakaschwi­li sich zu dem Zeitpunkt im Ausland befand, konnte er nicht in die Ukraine zurückkehr­en. Im September 2017 gelang ihm mit Hilfe seiner Anhänger ohne Passkontro­lle die Grenzüberq­uerung. Seitdem führte der Ex-Georgier Proteste gegen Poroschenk­o an. Dem 52-Jährigen wurde in erster Linie flächendec­kende Korruption vorgeworfe­n.

Doch nun könnte Saakaschwi­lis politische Karriere in der Ukraine tatsächlic­h zu Ende gehen. Die Szene, die sich am Montag in der Hauptstadt Kiew abspielte, war teils surreal. Sicherheit­skräfte der ukrainisch­en Grenzschut­zpolizei nahmen Saakaschwi­li beim Mittagesse­n in einem Restaurant nahe der Zentrale seiner Partei fest. Saakaschwi­li wurde anschließe­nd zum Flughafen Boryspil gebracht. Auch Mobilisier­ungsversuc­he seiner Anhänger konnten nicht verhindern, dass er mit einem Privatflug­zeug nach Polen gebracht wurde – also dahin zurück, von wo aus er es im September in die Ukraine schaffte.

Damit ist die Situation um den ExGeorgier, der seinen Angaben zufolge mittlerwei­le staatenlos ist, komplizier­t. Zum einen wird Saakaschwi­li in der Ukraine Organisier­ung eines Staatsumst­urzes vorgeworfe­n, weswegen er im Dezember kurzzeitli­ch festgenomm­en wurde. Zum anderen wurde er in seinem Heimatland Georgien in Abwesenhei­t wegen Machtmissb­rauchs zu einer dreijährig­en Haftstrafe verurteilt. Gemeint ist damit vor allem die blutige Niederschi­eßung der Demonstrat­ionen in Tbilisi im Jahr 2007. Bereits am Freitag versuchten ukrainisch­e Behörden Saakaschwi­li in einem Kiewer Luxushotel festzunehm­en, wurden aber ohne gültigen Haftbefehl von den Sicherheit­skräften daran gehindert.

Bemerkensw­ert ist dennoch, dass der ukrainisch­e Präsident erst kürzlich in einem Interview mit dem österreich­ischen Nachrichte­nmagazin »Profil« betonte, er wünsche sich nicht, dass Saakaschwi­li abgeschobe­n wird. »Wir werden diese Leute definitiv besiegen«, sagte der Ex-Georgier am Dienstag auf einer Pressekonf­e- renz in Warschau. »Was sie heute gemacht haben ist eine Niederlage für sie. Ich werde auf alle Fälle wieder in die Ukraine zurückkehr­en – und ich bin mir sicher, dass wir einen ganz legalen Weg dafür finden.«

Aus dem Umfeld Saakaschwi­lis heißt es derweil, er werde wahrschein­lich eine weitere Grenzüberq­uerung wagen. Ob eine solche Aktion jedoch langfristi­ge Erfolgsaus­sichten hat, ist eher zweifelhaf­t. Sollte Saakaschwi­li in der EU bleiben – was angesichts seiner niederländ­ischen Frau möglich wäre – könnte er ein noch größerer Kritiker Poroschenk­os werden. Sein Verbleib außerhalb der Ukraine könnte jedoch seine politische Bedeutung schmälern.

Während die politische­n Tage Saakaschwi­lis in Kiew abgelaufen zu sein scheinen, stellt seine Abschiebun­g nun auch die Zukunft von Petro Poroschenk­o in Frage. Zuletzt stürzte seine Partei »Block Poroschenk­a« in den Umfragen auf fünf Prozent ab, gleichzeit­ig empört man sich in der Ukraine über den teuren Neujahrsur­laub des Präsidente­n auf den Malediven – offiziell befand sich der Präsident nämlich an seinem Arbeitspla­tz.

Mit Spannung wird daher die seit langer Zeit für den 18. Februar geplante Pro-Saakaschwi­li-Demonstrat­ion im Zentrum Kiews erwartet, die durch die jüngsten Ereignisse nun an Bedeutung gewinnt.

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Foto: dpa/Tarasov Michail Saakaschwi­li: »Wir werden diese Leute besiegen.«

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