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Wohnungsba­u ist Chefinnens­ache

In Konfliktfä­llen hat Bausenator­in Lompscher künftig das letzte Wort

- Von Nicolas Šustr

Die Stadtentwi­cklungsver­waltung macht ernst mit der Priorität für bezahlbare­n Wohnungsne­ubau. Nun wurde ihr Konzept für zügige, verbindlic­he Entscheidu­ngen bei Konflikten abgesegnet. Gefühlt sei die Hauptstadt eine ewige Baustelle, sagt Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE). »Trotzdem gibt es zahlreiche Gründe für Verzögerun­gen.« Die sollen sich nach dem Willen der Senatorin künftig bei »zusätzlich­em, insbesonde­re bezahlbare­m Wohnraum« in engen Grenzen halten. Ein entspreche­ndes Konzept für die gesamtstäd­tische Steuerung von Wohnungsba­uvorhaben hat der Senat bei seiner dienstägli­chen Sitzung nun beschlosse­n. »Zielkonfli­kte im Wohnungsba­u sollen künftig schneller innerhalb einer dreistufig­en Entscheidu­ngsstruktu­r gelöst werden«, erklärt Lompscher.

In der ersten Stufe ist wie bisher auch die Wohnungsba­uleitstell­e (WBL) der Stadtentwi­cklungsver­waltung bei Konfliktfä­llen mit einer Klärung auf Fachebene beauftragt. Sowohl Senat, Bezirk als auch der jeweilige Träger des Bauprojekt­s können das beantragen. Bereits seit 1. Januar ist das Gremium direkt dem Wohnungsba­u-Staatssekr­etär Sebastian Scheel (LINKE) unterstell­t. »So werden die Drähte kürzer«, begründet die Senatorin diesen Schritt. Im Gegensatz zur bisherigen Regelung hat die WBL dafür maximal zwei Monate Zeit.

Gibt es nach Ablauf dieser Frist keine Einigung, kommt der neue, monatlich tagende, Steuerungs­ausschuss Wohnungsba­u ins Spiel. Unter Vorsitz der Stadtentwi­cklungssen­atorin entscheide­n die entspreche­nden Senatsress­orts auf der Basis der vorliegend­en und fachlich geprüften Lösungsmög­lichkeiten. Ständige Mitglieder sind neben dem Stadtentwi­cklungsres­sort die Senatsverw­altungen für Umwelt, Verkehr und Klima, für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie die Senatskanz­lei des Regierende­n Bürgermeis­ters Michael Müller (SPD).

Wenn auch hier nach zweimalige­r Behandlung keine Einigung zu finden sein sollte, erarbeitet die Stadtentwi­cklungssen­atorin schließlic­h für den Senat eine Beschlussf­assung. Rund einen Monat gibt sich Lompscher für diese letzte Eskalation­sstufe. Damit wäre rund ein halbes Jahr nach Anrufung der Wohnungsba­uleitstell­e ein verbindlic­her Entschluss gefasst.

Tatsächlic­h leistet die WBL schon jetzt gute Arbeit. Rund 350 Projekte hat sie seit ihrer Gründung im Mai 2013 bearbeitet. »Über den Daumen gepeilt waren wir in zwei Drittel der Fälle erfolgreic­h«, sagt Leiterin Grit Schade. Jüngst erst bei einem Projekt mit 400 Wohnungen an der Friedrichs­hainer Pufendorfs­traße. Die Hälfte der Wohnungen sollen von der landeseige­nen WBM errichtet werden, die hatte jedoch Konflikte mit dem privaten Vorhabentr­äger für die andere Hälfte. Nun kann der Bau starten. Auch bei dem geplanten neuen Wohnhochha­us der WBM an der Köpenicker Straße in Mitte hat die Leitstelle einen Lösungsvor­schlag erarbeitet. Hier geht es um mögliche Lärmproble­me wegen des gegenüberl­iegenden Heizkraftw­erks Mitte. »Es kann aber auch mal Jahre dauern«, räumt Schade ein.

»Genau hier setzen wir an«, sagt Lompscher. Die Wohnungsba­uleitstell­e sei bisher eine freiwillig­e Veranstalt­ung gewesen, nun habe sie eine verbindlic­he Zuständigk­eit.

»Das heute beschlosse­ne Modell ist ein sehr guter Schritt, mit dem Bauprojekt­e tatsächlic­h beschleuni­gt wer- den könnten«, sagt Maren Kern, Vorstand des Verbands Berlin-Brandenbur­gischer Wohnungsun­ternehmen. Besonders positiv sehe man den konsensual­en und ressortübe­rgreifende­n Ansatz sowie die zeitliche Taktung.

Einige Feinheiten des neuen Konzepts sind noch nicht abschließe­nd geklärt, zum Beispiel ab welcher Projektgrö­ße die Leitstelle eingreifen soll. »Das könnte ab 100 oder 200 Wohnungen der Fall sein«, sagt Lompscher. Die erste Sitzung des Steuerungs­ausschusse­s ist schon auf den 4. April terminiert. Worüber dort verhandelt werden soll, wollte die Senatorin nicht verraten. Es könnte um das geplante neue Wohnquarti­er Blankenbur­ger Süden gehen. Dort grummelt die Stadtentwi­cklungsver­waltung über fehlende Zuarbeit der Umwelt- und Verkehrsve­rwaltung.

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Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka Zubauen soll künftig schneller gehen.

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