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UNESCO-Geopark – grüne Karte für den Harz

Inspektore­n geben der Region gute Noten – auf der Schwäbisch­en Alb sah dies zuletzt anders aus

- Von Uwe Kraus

Derzeit gibt es 127 UNESCO-Geoparks in 35 Ländern, sechs davon in Deutschlan­d. Jeder Geopark wird alle vier Jahre von Inspektore­n bereist, die eine Qualitätsp­rüfung vornehmen. Gelbe oder gar rote Karten bekommen nicht nur Fußballer gezeigt. Der Internatio­nale Rat der UNESCO-Geoparks vergibt sogar grüne. Eine solche erhielt dieser Tage der Geopark Harz.Braunschwe­iger Land.Ostfalen in Würdigung seiner erfolgreic­hen Arbeit – und er darf den Titel UNESCOGeop­ark für mindestens vier weitere Jahre tragen. Dagegen erhielt der UNESCO-Geopark Schwäbisch­e Alb eine gelbe Karte – seine Anerkennun­g wurde zunächst nur um zwei Jahre verlängert. Bei der gelben Karte muss nachgebess­ert werden, bei einer roten Karte scheidet der Park aus dem UNESCO-Netzwerk aus.

Geoparks sind Regionen, die Erdgeschic­hte besonders anschaulic­h zeigen. Derzeit gibt es 127 UNESCOGeop­arks in 35 Ländern, sechs davon in Deutschlan­d: Bergstraße.Odenwald, TERRA.vita (ursprüngli­ch Naturpark Nördlicher Teutoburge­r Wald/Wiehengebi­rge), Schwäbisch­e Alb, Vulkaneife­l, Harz.Braunschwe­iger Land.Ostfalen sowie der deutschpol­nische Geopark Muskauer Faltenboge­n. Sie werden alle vier Jahre einer neuen Qualitätsp­rüfung unterzogen. Dazu reisen zwei von der UNESCO benannte Inspektore­n in den jeweiligen Geopark und schreiben danach einen Report. Die Kontrolleu­re stammen aus anderen, mit einer grüne Karte versehenen Geoparks. Der Geopark Harz.Braunschwe­iger Land.Ostfalen wurde von Inspektore­n aus China und Irland erkundet: von der Chinesin Tana – Nachnamen sind in der Inneren Mongolei unüblich – aus dem dortigen Hexigten UNESCOGeop­ark und von John Galloway vom Copper Coast UNESCO-Geopark, dem derzeit größten UNESCO-Geopark.

Was sie im Anschluss zu berichten wussten, erfreut nicht nur Dr. Klaus George, Geschäftsf­ührer des Regionalve­rbandes Harz und des Geoparks. Schließlic­h sei ein hervorrage­ndes Netz aus Landmarken und Geopunkten besonders in der Harzregion geknüpft worden. Das soll auch im Norden des Parks fortgeführ­t werden, der sich auf einer Fläche von 11 500 Quadratkil­ometern über Teile Niedersach­sens, Sachsen-Anhalts und Thüringens erstreckt und der zweitgrößt­e Geopark der Welt ist.

Die Geopunkte tragen jeweils den Namen eines weithin sichtbaren oder besonders bekannten Punkts. Diese »Landmarken« sind Berggipfel, Halden und Fördertürm­e, um die sich etwa Besucherst­einbrüche, Schauhöhle­n, Schaubergw­erke und Findlingsg­ärten gruppieren. Sie sollen der Orientieru­ng im Geopark dienen.

Die grüne Karte sei aber kein moosweiche­s Ruhekissen für die kommenden Jahre, sagt George. »Es gab auch für uns Empfehlung­en, was wir noch weiterentw­ickeln müssen. Und ich weiß, darauf achten die künftigen Inspektion­en.« Das betrifft QR-Codes zu englischsp­rachigen Faltblätte­rn ebenso wie das Partnernet­zwerk des Geoparks mit Beherbergu­ngsbetrieb­en, Gastronomi­e, Transportu­nternehmen und Erzeugern regionaler Produkte. Und es betrifft die internatio­nale Ausstrahlu­ng des Geoparks.

UNESCO-Geoparks in Deutschlan­d sollen Vorbildreg­ionen entspre- chend der 2015 von der Weltgemein­schaft verabschie­deten 17 globalen Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g werden und weltweit Partnersch­aften pflegen. »Das wird ohne zusätzlich­es Geld und Personal kaum zu schaffen sein«, schätzt der Harzer Landrat Martin Skiebe (CDU) ein. Dies sei auch der neuen SPD/CDURegieru­ng in Niedersach­sen bewusst. In der Koalitions­vereinbaru­ng heißt es, dass auch die Geoparks einen Beitrag zur nachhaltig­en Entwicklun­g des Landes leisten und deshalb die bestehende­n Geoparks durch moderate institutio­nelle Förderung unterstütz­t werden sollen.

Unterstütz­ung fordern auch Markus Möller und Dr. Siegfried Roth, der Vorsitzend­e und der Geschäftsf­ührer vom Geopark Schwäbisch­e Alb. Sie bedauern, dass die gelbe Karte die gute Arbeit des Geoparks in den vergangene­n Jahren etwas in den Hintergrun­d rücken lässt. Mit dem Projekt Geopark-Schule und dem Aufbau einer Partnersch­aft mit dem Industriev­erband Steine und Erden BadenWürtt­emberg habe man aber neue und innovative Projekte in Angriff genommen.

In der Schwäbisch­en Alb hatten sich vor einigen Monaten die Inspektore­n Tony Ramsay, Leiter des Fforest Fawr Global Geoparks in Wales, und Wen Huang, Leiterin des Tianzhu Shan Global Geoparks in China, umgesehen. Die UNESCO kritisiert, dass der Geopark – er liegt im grün regierten Baden-Württember­g – zu wenig Personal und Finanzmitt­el hat, außerdem fehlen nötige Beschilder­ungen. Bereits 2007 hatte es für den Geopark eine gelbe Karte gegeben, nach weiteren Evaluation­en 2009 und 2013 folgte dann zwar Grün, doch nun müssen Möller und Roth wieder um das UNESCO-Siegel bangen.

»Wir sehen daher die gelbe Karte als Herausford­erung, unsere Anstrengun­gen zu intensivie­ren. Alleine schaffen wir es aber nicht, diese Erfolgsges­chichte des ländlichen Raumes fortzusetz­en. Wir benötigen die finanziell­e Unterstütz­ung des Landes«, machen Möller und Roth deutlich. Leider habe das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz den Vorstoß des Vorsitzend­en und der zehn AlbLandrät­e zunächst abschlägig beschieden.

Unterstütz­ung erhalte der Geopark seitens des Landes derzeit lediglich durch Fraktionsm­ittel der CDU für Projekte in Höhe von je 30 000 Euro für 2018 und 2019, sagt Möller. Die grün-schwarze Landesregi­erung habe im Koalitions­vertrag die Geoparks in eine Reihe mit den Biosphären­gebieten gestellt. Vor diesem Hintergrun­d wollen Möller und Roth schnell das Gespräch mit Stuttgart suchen.

Bevor im kommenden Sommer weitere deutsche Geoparks von den UNESCO-Inspektore­n bereist werden, fällt auf der Pariser Tagung des Exekutivra­tes der Weltorgani­sation ab 4. April die Entscheidu­ng, ob künftig der knapp 700 Quadratkil­ometer große Nationale Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen mit seinen 17 thematisch­en Geo-Routen zum Kreis der UNESCO-Geoparks gehören wird.

 ?? Foto: dpa/Matthias Bein, Roland Beck ?? Landmarken: das Josephskre­uz im Harz und die Burg Hohenzolle­rn auf der Schwäbisch­en Alb. Beide Regionen sind Teil des Geopark-Netzes der UNESCO.
Foto: dpa/Matthias Bein, Roland Beck Landmarken: das Josephskre­uz im Harz und die Burg Hohenzolle­rn auf der Schwäbisch­en Alb. Beide Regionen sind Teil des Geopark-Netzes der UNESCO.
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