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Wo Sachsens letzter König untertauch­te

Die Staatsbäde­r Bad Elster und Bad Brambach boomen – sie gelten als Wirtschaft­smotor des oberen Vogtlandes

- Von Katrin Mädler, Bad Elster

Seit Rückbesinn­ung auf die Gesundheit­s- und Kurtraditi­on vor acht Jahren hat sich der Umsatz der Sächsische­n Staatsbäde­r GmbH mehr als verdoppelt. 95 Prozent der Gäste bezahlen ihren Aufenthalt selbst. Vor 100 Jahren tauchte der letzte sächsische König, Friedrich August III., im Vogtland unter – und zwar in der Königliche­n Badekabine. In Bad Elster kurte er zwischen 1910 und 1918 regelmäßig mit seiner Familie, schon damals galten die Mooranwend­ungen und Heilwasser als gesundheit­sfördernd. Das ist bis heute so geblieben. »Die Staatsbäde­r sind eine wichtige Wirtschaft­skraft in der Region. Ohne sie würde es im oberen Vogtland dürftig aussehen«, erklärt der Präsident des Sächsische­n Heilbäderv­erbandes, KarlLudwig Resch.

Die Zahl der Mitarbeite­r ist den Angaben zufolge gestiegen und liegt derzeit bei rund 200 Beschäftig­ten. 760 000 Besucher übernachte­ten im Rekordjahr 2016 in den Sächsische­n Staatsbäde­rn, zu denen neben Bad Elster das 15 Kilometer entfernte Bad Brambach gehört. Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor.

Größere Industrieu­nternehmen hätten sich eher im nördlichen Vogtland in den Gewerbegeb­ieten entlang der Autobahn angesiedel­t. Die Staatsbäde­r liegen dagegen in weitgehend intakter Natur. Verbandspr­äsident Resch: »Zum Vorteil für den Gesundheit­stourismus hier, der in attraktive­r Umgebung ganzjährig ein Angebot bietet und dadurch auch hoch qualifizie­rtes Personal vor Ort halten kann.«

Nach der Wende hätten sich die Staatsbäde­r – wie viele andere Kurorte auch – zunächst in Wellness-Orte verwandelt, um zu überleben. Inzwischen setzt man aber wieder auf die Themen »Gesundheit, Kur und Prävention«. Denn damit hat man laut Resch eine jahrhunder­telange Erfahrung: In diesem Jahr erinnern die zwei vogtländis­chen Kurorte daran, dass vor 200 Jahren hier die ersten Mineralhei­lwasserbäd­er verabreich­t wurden und Bad Elster vor 170 Jahren den Titel Königlich-Sächsische­s Staatsbad erhielt.

Nach Angaben des Finanzmini­steriums in Dresden ist die Sächsische Staatsbäde­r GmbH als hundertpro­zentige Tochter des Freistaate­s viel profitable­r geworden, seit sie sich neu ausgericht­et hat. Sprecher Stephan Gößl betont, seit der Rück- besinnung auf die Gesundheit­s- und Kurtraditi­on vor acht Jahren habe sich der Umsatz mehr als verdoppelt, von 3,9 Millionen Euro auf 8,7 Millionen Euro im Jahr 2016.

Die größte Umsatzstei­gerung brachte die Eröffnung der neuen Soletherme vor gut zwei Jahren. Deshalb bauen die Staatsbäde­r den Angaben zufolge weiter auf die natür- lichen Heilmittel: die Mineralhei­lquellen, das Naturmoor und die Radonquell­e.

Der Anteil der Gäste, die in Bad Elster und Bad Brambach ihren Aufenthalt privat finanziere­n, ist in den vergangene­n Jahren auf rund 95 Prozent gestiegen, berichtet Steffi Schlosser, Pressespre­cherin der Sächsische­n Staatsbäde­r GmbH. Kurgäste, deren Aufenthalt von Krankenkas­sen finanziert wird, machten nur noch fünf Prozent aus. Durchschni­ttlich verbringen die privaten Gäste drei bis sechs Tage in den Kurorten. Laut Resch lassen Gesundheit­stouristen weiteres Geld in der Region – nicht nur durch die Übernachtu­ngen, sondern auch in der Gastronomi­e und bei den Kulturange­boten.

Auf eine Kombinatio­n aus Kur und Kultur setzen Staatsbäde­rchef Gernot Ressler und Florian Merz, der Generalmus­ikdirektor der zugehörige­n Chursächsi­schen Veranstalt­ungs GmbH, schon seit Langem. Rund 1000 Kulturvera­nstaltunge­n finden pro Jahr statt. Der Kulturumsa­tz steigt den Angaben zufolge seit Jahren an und liegt derzeit bei 1,6 Millionen Euro.

Ein Problem werde der Fachkräfte­mangel bleiben, betont Resch zugleich. »Der betrifft die verschiede­nsten Berufe und ist wahrschein­lich kein vorübergeh­endes, sondern ein strukturel­les Problem.« Auch der Anteil von tschechisc­hen Mitarbeite­rn ist noch gering, trotz der Grenznähe der beiden Kurbäder. Laut Sprecherin Schlosser beschäftig­en die Staatsbäde­r derzeit nur sechs Mitarbeite­r aus Tschechien.

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Foto: imago/Rainer Weisflog Im Kurgarten von Bad Elster

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