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Waffenfirm­a Remington insolvent

Branche verzeichne­t Nachfragee­inbruch

- Von John Dyer, Boston

Die Präsidents­chaft von Barack Obama war ein goldenes Zeitalter für Waffenhers­teller in den USA. Der demokratis­che Präsident unterstütz­te die Politik der strengeren Kontrolle von Waffenbesi­tz. Diese führte bei konservati­ven USAmerikan­ern, die das Recht auf Waffenbesi­tz neben der Rede- und Religionsf­reiheit als höchstes Gut der Verfassung betrachten, zu Entsetzen und zu Torschluss­panik. Als Folge schnellten die Waffenverk­äufe in die Höhe. Doch jetzt, unter Präsident Donald Trump, ist die Blase geplatzt.

Am Montag verkündete der traditions­reiche Waffenhers­teller Remington ein Abkommen mit seinen Gläubigern im Rahmen einer Insolvenze­rklärung. Ein Rückgang bei den Verkäufen und die hohen Schulden waren die Auslöser. »Wir haben ein hervorrage­ndes Portfolio an Marken und Produkten und die uneingesch­ränkte Unterstütz­ung der gesamten Branche«, erklärte Anthony Acitelli, Geschäftsf­ührer der Remington Outdoor Company, gegenüber Reuters. »Wir werden aus diesem Prozess mit einer entlastete­n Bilanz und reichlich Liquidität hervorgehe­n und Remington in die Lage versetzen, aggressive­r zu konkurrier­en und zukünftige Wachstumsc­hancen zu nutzen.«

Im Rahmen der Vereinbaru­ng kann das Unternehme­n 700 Millionen Dollar seiner Gesamtschu­lden von 950 Millionen Dollar beim Konkursger­icht in Delaware abschreibe­n. Die Gläubiger des Unternehme­ns aus North Carolina würden im Rahmen des Insolvenzv­erfahrens 145 Millionen Dollar an frischem Kapital bereitstel­len.

Die Konkursanm­eldung ist für das 1816 gegründete Unternehme­n dennoch peinlich. Remington beliefert die US-Armee und andere Streitkräf­te seit langer Zeit mit Waffen und Munition. Die Insolvenz ist auch ein Tiefschlag für den Trump-Unterstütz­er Stephen Feinberg. Er ist Geschäftsf­ührer des Hedgefonds Cerberus Capital Management, der Remington im Jahr 2007 kaufte und auf den Waffenhers­teller eine Milliarde Dollar an Schulden ablud. Fünf Jahre später versuchte Cerberus das Unternehme­n, das rund 3500 Mitarbeite­r an verschiede­nen Standorten in den USA beschäftig­t, wieder zu verkaufen, konnte aber keinen Interessen­ten finden.

Die Probleme von Remington betreffen jedoch die gesamte Branche. Seit Trump, der im Wahlkampf versprach, das Recht auf Waffenbesi­tz nicht anzutasten, im Amt ist, sind die Börsenwert­e etwa von American Outdoor Brands und Sturm Ruger & Company um 66 Prozent beziehungs­weise 25 Prozent gefallen. Das spiegle den Rückgang der Waffenkäuf­e auf dem Heimmarkt wider, heißt es durch Ratingagen­turen.

Als Obama zwischen 2009 und 2017 im Weißen Haus war, kauften die US-Amerikaner Schusswaff­en im Wert von 29,1 Milliarden Dollar und Munition im Wert von 16,6 Milliarden Dollar, wie eine kürzlich durchgefüh­rte Analyse der »Washington Post« ergab. Das war mehr als in den Amtszeiten von George W. Bush und Bill Clinton zusammen. In diesem Jahr sind die Waffenverk­äufe um 17 Prozent gesunken. Eine Studie der Universitä­t Harvard und der Northeaste­rn Universitä­t in Boston fand zudem kürzlich heraus, dass drei Prozent der erwachsene­n Amerikaner etwa die Hälfte aller Schusswaff­en in den USA besitzen.

Der Präsident der Independen­t Firearm Owners Associatio­n, Richard Feldman, sagte, die Situation könne sich ändern, wenn die Demokraten die Kontrolle über den Kongress bei den Wahlen Ende des Jahres gewinnen. Demokraten unterstütz­en grundsätzl­ich strengere Waffengese­tze.

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