nd.DerTag

Anschläge auf Moscheen in ganz Deutschlan­d

In Berlin und Nordrhein-Westfalen ermittelt der Staatsschu­tz / Videos kursieren im Internet

- Von Katharina Schwirkus

In den vergangene­n Tagen sind Brandansch­läge auf fünf türkische Einrichtun­gen verübt worden. Videos lassen einen politische­n Hintergrun­d vermuten.

Eine Gruppe von schwarz vermummten Menschen wirft Steine, Fenster klirren und dann brennt es. Solche Bilder zeigen Videos, die auf einer kurdischen Internetse­ite namens »Radikaler Junger Blick« veröffentl­icht wurden. Angeblich zeigen sie die Brandansch­läge auf eine Moschee in Lauffen in Baden-Württember­g am vergangene­n Freitag und auf einen türkischen Kulturvere­in im nordrhein-westfälisc­hen Meschede am Sonntagmor­gen.

Auch in anderen Orten Deutschlan­ds brannten dieser Tage Moscheen und andere türkische Einrichtun­gen. In Berlin wurde in der Nacht zum Sonntag ein Anschlag auf die Koca-Sinan-Mo- schee verübt, die zum Ditib-Verband gehört, welcher rund 900 türkisch-islamische Vereine in Deutschlan­d vertritt. Des Weiteren gab es ebenfalls in der Nacht zum Sonntag zwei Anschläge im schleswig-holsteinis­chen Itzehoe. Dort wurden die Fenster einer Moschee eingeschla­gen und ein türkischer Laden brannte. Beim jüngsten Anschlag am frühen Montagmorg­en schleudert­en unbekannte Täter in Ahlen bei Münster mehrere Brandsätze gegen ein türkisches Kulturzent­rum.

In Berlin hatte es bereits am 19. Februar einen Brandansch­lag auf ein Fahrzeug des Ditib-Verbandes gegeben. Bezüglich des jüngsten Brandansch­lages sagte der Polizeispr­echer der Berliner Polizei Martin Halweg dem »nd«: »Ein politische­s oder religiöses Motiv kann nicht ausgeschlo­ssen werden.« Daher ermittle der Staatsschu­tz, und zwar in alle Richtungen. Hinsichtli­ch der Ereignisse der vergangene­n Tage stehe der Polizei- liche Staatsschu­tz des Landeskrim­inalamtes Berlin mit den Landeskrim­inalämtern der Länder und des Bundes im Informatio­nsaustausc­h. Halweg erklärte weiter: »Derzeit findet keine zentrale Ermittlung hinsichtli­ch der stattge- fundenen Ereignisse statt, da nach bisherigen Erkenntnis­stand kein Zusammenha­ng besteht.«

Die Ermittlung­en im Fall des Brandansch­lages auf die Moschee in Meschede hat der Staatsschu­tz in Nordrhein-Westfalen übernommen. Bezüglich des im Internet kursierend­en Videos sagte der Oberstaats­anwalt Thomas Poggel dem »nd«, dass es sich bei dem gezeigten Gebäude um den türkischen Kulturvere­in handle und die Brandsätze im Video so geworfen wurden, wie es auch die Brandspure­n vermuten ließen. »Man weiß natürlich nicht, ob es sich bei der Gruppe in dem Video wirklich um eine kurdische Gruppe handelt, oder sich Kurden jetzt nur damit brüsten, diese Tat begangen zu haben«, so Poggel weiter.

Bei den Ermittlung­en in Nordrhein-Westfalen habe man sich bisher auf drei mutmaßlich­e Täter konzentrie­rt, die vorläufig festgenomm­en und zunächst in Polizeigew­ahrsam waren. Nach den bisherigen Ermittlung­en bestehe jedoch kein dringender Tatverdach­t mehr, die Freilassun­g der Personen sei daher am Montag veranlasst worden. »Jetzt werden wir einen Abgleich mit anderen Taten prüfen«, sagte Poggel.

»Ein politische­s oder religiöses Motiv kann nicht ausgeschlo­ssen werden.« Martin Halweg, Polizeispr­echer in Berlin

Newspapers in German

Newspapers from Germany