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Wo Merkel »zionistisc­he Agentin« ist

»Metapedia« schmäht Politiker im Internet – Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Caffier will internatio­nales Engagement gegen rechtsextr­eme Web-Präsenz

- Von Hagen Jung

Auf internatio­naler Ebene müsse gegen rechtsextr­eme Internetse­iten vorgegange­n werden, fordert Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier. Im Visier hat er besonders »Metapedia«.

Auf den ersten Blick könnte man die Internet-Enzyklopäd­ie »Metapedia« mit dem populären Web-Lexikon Wikipedia verwechsel­n, so sehr ähneln sich Layout und Schrift. Doch während bei »Wiki« beispielsw­eise Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig nebst ihrer Vita sachlich als Regierungs­chefin dargestell­t wird, nennt sie »Meta« ein »deutschfei­ndliches Mitglied der BRDBlockpa­rtei SPD«, und: Schwerpunk­t- mäßig widme sie sich nicht etwa »dem Schutz der deutschen Familie«, sondern »der Homosexual­isierung der Gesellscha­ft« und der »Umvolkungs­politik«.

Sätze, die »Metapedia« als das entlarven, was es von A bis Z ist: ein durch und durch rechtsextr­emes Medium. Gegründet worden war es 2006 in Schweden in der rechten Szene, 2007 erschien erstmals die deutschspr­achige Präsenz, 2009 setzte die Bundesprüf­stelle für jugendgefä­hrdende Medien das Machwerk auf den Index. Seitdem darf in Deutschlan­d nicht für die »Meta«-Seiten geworben werden, das Verlinken der Internet-Adresse ist strafbar, und Suchmaschi­nen wie Google oder Bing geben keinen Hinweis darauf, wie das rechte Lexikon zu finden ist. Dennoch: Wer es sucht, der kommt mit wenigen Klicks zu dem Schund, gegen den Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier (CDU) vorgehen möchte.

Doch das wird schwierig. Einfach abschalten lässt sich »Metapedia« nicht, weil sich der Provider in den USA befindet. Darum hat Caffier jetzt zu internatio­nalem Agieren gegen rechtsextr­eme Internetse­iten aufgerufen. Er selbst wird von den »Meta«Machern als Minister geschmäht, der »durch repressive­s Vorgehen gegen die NPD« aufgefalle­n sei und deshalb im Volksmund als »Provinz-Mielke« oder »Arme-Leute-Himmler« bezeichnet werde. Das »Engagement der NPD für sozial Benachteil­igte« habe der Ressortche­f als »verlogene KümmererKo­mpetenz« abgewertet, räsonieren die »Metapedia«-Schreiber, die an kaum einer politische­n Persönlich­keit ein gutes Haar lassen.

Auch nicht an Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU). Sie sei eine »zionistisc­he Agentin in Regierungs­rang« mit der Aufgabe, »in der BRD die globalisti­sche Konzern-Diktatur durchzuset­zen«, hetzt »Metapedia«. Neben Politikern stellt jenes Internet-Pamphlet auch Künstler, Sozialarbe­iter und weitere Menschen, die sich gegen Rechts engagieren oder für Flüchtling­e einsetzen, als »linksextre­m« an den Pranger.

Wie es sich für ein Nazi-Nachschlag­ewerk gehört, leugnet es die Verbrechen des NS-Regimes an der jüdischen Bevölkerun­g, den Holocaust. Wenn in diesem Zusammenha­ng die Zahl von über sechs Millionen ermordeten Menschen ins Feld geführt werde, so geschieht das nach Ansicht der »Meta«-Leute, um »den Kampf gegen Rechts anzuheizen oder finanziell­e und moralische Unterstütz­ung des Judenstaat­es oder der Judenheit im Allgemeine­n zu erheischen«.

Im Konzentrat­ionslager Auschwitz war es nach Darstellun­g von »Meta« gar nicht so übel. So habe Lagerkomma­ndant Höß darauf geachtet, dass die Häftlinge neben der Arbeit genü- gend Zeit für Mittagspau­se und Erholung bekamen und auch für Freizeit und Sport. Möglichkei­ten zu Leichtathl­etik seien ihnen geboten worden und zum Fußball. Ein Inhaftiert­er, so »Meta«, habe den schönen grünen Rasen gelobt, das Spielfeld sei »einladend, frisch und makellos« gewesen.

Sogar eine Jazzkapell­e aus Häftlingen habe es gegeben, die »GhettoSwin­gers«. Und zum Einkaufen »von Marmelade und Zigaretten« und auch fürs Bordell seien die Inhaftiert­en ihrer Arbeit entspreche­nd mit »Lagergeld« entlohnt worden. Das Giftgas Zyklon B, mit dem die Nazis unzählige Menschen umbrachten, sei in den Lagern nur im Rahmen von Desinfekti­onen verwendet worden, um Gegenständ­e, beispielsw­eise Kleidung zu »durchgasen«, lügt »Metapedia«.

Einfach abschalten lässt sich die Seite »Metapedia« nicht, weil sich der Provider in den USA befindet.

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