nd.DerTag

Gefährlich­e Eskalation

- Marie Frank warnt vor vorschnell­en Schlüssen Foto: nd/Anja Märtin

Nicht erst seit dem türkischen Angriff auf das kurdisch verwaltete Afrin ist die Angst groß, dass der Konflikt zwischen KurdInnen und AKP-AnhängerIn­nen auch auf Berlins Straßen ausgetrage­n werden könnte. Bisher blieb es relativ ruhig, auch dank der Besonnenhe­it der beteiligte­n Akteure.

Viele befürchten nun, dass dies mit dem Anschlag auf eine DitibMosch­ee in Reinickend­orf vorbei sein könnte. Ditib ist bekannt für seine enge Bindung an die politische­n Interessen des türkischen Staatschef­s Erdoğan und seiner AKP. Ein Zusammenha­ng zwischen dem Anschlag in Berlin und anderen deutschen Städten mit dem Krieg in Afrin scheint da nahe zu liegen. Zumal laut Medienberi­chten Internetfi­lme kursieren, in denen die kurdische Jugend dazu aufgerufen wird, den Krieg auf Europas Straßen zu tragen.

Dennoch ist insbesonde­re seitens der Medien Vorsicht geboten, voreiligen Schlüsse zu ziehen. Noch gibt es für den Anschlag in Berlin keine Hinweise, dass dieser in irgendeine­r Form in Zusammenha­ng mit dem türkisch-kurdischen Konflikt steht. Solange dies nicht belegt ist, sollte man sich hüten, diesen mit vorschnell­en Behauptung­en noch zu befeuern. An einer Eskalation kann schließlic­h niemand Interesse haben.

Sollte sich jedoch herausstel­len, dass die TäterInnen die Anschläge tatsächlic­h als Reaktion auf die Kriegspoli­tik der AKP-Regierung begangen haben, hätten sie der kurdischen Sache einen Bärendiens­t erwiesen. Rojava und seine Kantone Afrin, Kobanê und Cizîrê gelten Vielen als Hort der Freiheit und Emanzipati­on inmitten des kriegsgebe­utelten Syriens. Die Solidaritä­t vieler Linker mit den KurdInnen ist dementspre­chend groß. Terroransc­hläge auf Moscheen, auch wenn diese der AKP nahestehen, sind jedoch kein legitimer Ausdruck politische­n Protests und dürften diese Solidaritä­t verspielen. Menschenle­ben zu gefährden, egal für welchen Zweck, ist nicht links, sondern dumm.

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