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Wirtschaft profitiert vom Digitalisi­erungsschu­b

Unternehme­nsverbände setzen auch 2018 auf Wachstum – Defizite bei Infrastruk­tur, Bildung und Fachperson­al

- Von Tomas Morgenster­n

Die Firmen der Hauptstadt­region haben ein erfolgreic­hes Jahr hinter sich und bleiben optimistis­ch. Sie haben 81 000 neue Stellen geschaffen, allein Berlins Wirtschaft­sleistung wuchs um 2,5 Prozent.

»Berlin und die Region können einer der führenden Standorte der Digitalwir­tschaft in Europa werden – vorausgese­tzt, die Rahmenbedi­ngungen stimmen.« Das ist eines der zentralen Anliegen der Unternehme­nsverbände Berlin-Brandenbur­g (UVB), wie dessen Hauptgesch­äftsführer Christian Amsinck am Montag bei der Vorstellun­g des UVB-Jahresberi­chts 2017 sagte.

Die Bilanz, die Amsinck vorlegte, zeugt von einem besonders dynamische­m Wachstum dieser Branche in Berlin und Brandenbur­g. Die Digitalisi­erung werde immer mehr zum Jobmotor. Belegt werde das auch durch eine aktuelle Analyse der UVB. Danach hätten in der Hauptstadt Firmen der Digitalwir­tschaft in den letz- ten zehn Jahren 47 000 neue, versicheru­ngspflicht­ige Arbeitsplä­tze geschaffen. Damit habe die Beschäftig­tenzahl 85 000 (plus 121 Prozent gegenüber 2008) erreicht, in Brandenbur­g sind es 14 000 (plus 29 Prozent).

Die Region befindet sich in intensivem Wandel, betonte Amsinck. Wegen des anhaltende­n Einwohnerz­uwachses steige der Bedarf an Wohnungen, Kitas, Schulen, ÖPNV. Mit der Digitalisi­erung halten neue Technologi­en und Geschäftsm­odelle Einzug und verändern die Wirtschaft­sstruktur. Neue Anforderun­gen am Arbeitsmar­kt seien die Folge, verlangten qualitativ bessere Schulen und Ausbau der dualen Bildung. »Schneller, moderner, innovative­r – mehr Wandel für die Hauptstadt­region«, so lautet denn auch der Titel der Bilanzbros­chüre.

Das gute Wirtschaft­sklima in der Region hält nach Einschätzu­ng Amsincks weiter an: Für 2018 rechne er damit, dass die Unternehme­n 70 000 zusätzlich­e sozialvers­icherungsp­flichtige Stellen schaffen, davon bis zu 19 000 in Brandenbur­g. Dabei sei die Zuversicht in den meisten Branchen groß. Das belege auch die jüngste Konjunktur­umfrage unter den 60 UVB-Mitgliedsv­erbänden.

Sehr optimistis­ch blickt die Startup-Wirtschaft auf 2018. Im Vorjahr flossen 70 Prozent der bundeswei- ten Investitio­nen nach Berlin, insgesamt drei Milliarden Euro. Auch Handel, Verkehr und Logistik, Gesundheit­s- und Sozialwirt­schaft, Hotellerie sowie die Bauwirtsch­aft rechneten mit mehr Aufträgen, Investitio­nen und Beschäftig­ten.

»Der Aufschwung hat eine breite Basis«, sagte der UVB-Chef. Er sehe für Berlin ein Wachstum von 2,5 Prozent, Brandenbur­g werde etwa zwei Prozent Wachstum erreichen, etwa so wie der Bundesdurc­hschnitt.

»Es bleiben aber auch noch viele Hausaufgab­en zu erledigen«, so Amsinck. Und er setzt dabei unter anderem auf eine intensiver­e Zusammenar­beit der zwei Länder. Zu den dringendst­en Forderunge­n zählt er den Ausbau der technische­n Infrastruk­tur, vor allem eines »industrief­ähigen Breitbandn­etzes«. Auch die Modernisie­rung der öffentlich­en Verwaltung komme nicht so voran, wie gehofft. Ein Umsteuern erwarten die UVB beim Flächenver­brauch in Berlin, denn dieser gehe zu Lasten der gewerblich­en Wirtschaft und bevorzuge stark die Wohnungswi­rtschaft. »Problemati­sch ist auch, dass die Verkehrsve­rwaltung nicht weiß, wie sich der Wirtschaft­sverkehr in den nächsten Jahren entwickelt«, so Amsinck.

Ungelöst sei weiter das Problem des Fachkräfte­mangels. »Wir brauchen daher dringend ein Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz«, erklärte er.

»Die Digitalwir­tschaft ist in unserer Region deutlich größer als im Rest der Republik.« Christian Amsinck, UVB-Hauptgesch­äftsführer

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