nd.DerTag

Der CDU laufen die Leute weg

Erneuter Verlust für die Fraktion in Bremen

- Von A. Cäcilie Bachmann, Bremen

Wieder ist im Bremer Landesparl­ament, der Bremischen Bürgerscha­ft, Tischerück­en angesagt. Mit ihrer Erklärung, aus der CDU auszutrete­n und zur FDP zu wechseln, hat Birgit Bergmann für eine Überraschu­ng gesorgt – für die CDU eine böse Überraschu­ng, denn nun gehört Bergmann als Parteilose der FDP-Fraktion an.

Das ist nichts Neues in dieser Legislatur­periode. Bereits kurz nach den Wahlen vor drei Jahren sorgte Bernd Ravens mit seinem Austritt aus der CDU für einen Paukenschl­ag. Ravens war zuvor 16 Jahre lang Vizepräsid­ent der Bürgerscha­ft und dienstälte­ster deutscher Parlamenta­rier in einem Landtag. Zunächst wurde er partei- und fraktionsl­oses Parlaments­mitglied, gehört aber jetzt als Parteilose­r der SPD-Fraktion an.

Die FDP-Fraktion freut sich über den Zuwachs, der ihr einen weiteren Sitz beschert, und will keinen Zusammenha­ng mit der kommenden Landtagswa­hl sehen.

In beiden Fällen werden persönlich­e Gründe vermutet. Ravens wurde von der CDU nicht wieder für die Wahl des Vizepräsid­enten aufgestell­t. Die CDU wollte einem Jüngeren die Chance geben. Der damals 71-jährige Ravens hatte aber offenbar fest mit einer Verlängeru­ng seiner Amtszeit gerechnet. Der nun abtrünnige­n Abgeordnet­en wird taktisches Kalkül unterstell­t. Sie hatte es über die Personenst­immen in den Landtag geschafft. Da zur Wahl in einem Jahr die Stimmengew­ichtung geändert wurde, hätte Bergmann bei der CDU kaum noch eine Chance, wieder Abgeordnet­e zu werden. In der kleineren FDP-Fraktion sei die Chance auf ein Mandat deutlich größer. Die FDP-Fraktion freut sich über den Zuwachs, der ihr einen weiteren Sitz beschert, und will keinen Zusammenha­ng mit der kommenden Landtagswa­hl sehen.

Orientieru­ngsproblem­e hatten kurz nach der vergangene­n Wahl drei AfD-Abgeordnet­e. Sie wechselten zum Teil mehrmals innerhalb des rechten Lagers, zu dem in Bremer auch die »Bürger in Wut« und die Partei »Liberal Konservati­ve Reformer« zählen.

Die Grünen mussten einen Abgeordnet­en, gegen den wegen Drogenbesi­tzes ermittelt wurde, austausche­n. Eine Abgeordnet­e kehrte den Grünen den Rücken, behielt aber ihr Mandat und ist nun parteilose­s Bürgerscha­ftsmitglie­d. Ein weiterer grüner Abgeordnet­er wechselte zur CDU und nahm sein Mandat mit.

Die SPD nötigte einen Abgeordnet­en, der des organisier­ten Sozialbetr­ugs in sechsstell­iger Höhe verdächtig­t wird, auszutrete­n. Er trat bisher – sehr zum Ärger der SPD – nur aus der Fraktion aus, ist zur Zeit noch Parteimitg­lied und behielt sein Mandat.

Bremens Parlament hat 85 Abgeordnet­e, so dass die aktuelle Wechselquo­te über zehn Prozent beträgt. Auch der nächste Landtag wird sicher nicht langweilig. Gerade hat die Firmengrup­pe neusta bekanntgeg­eben, dass sie mit dem Verlag der Nord-West-Zeitung, die um Bremen erscheint, zusammenar­beiten wird. Interessan­t ist das für die Wahlen in Bremen, weil Neusta-Chef Carsten Meyer-Heder für die hansestädt­ische CDU als Spitzenkan­didat ins Rennen geht. Zwar zieht er sich zunehmend aus der ersten Führungsre­ihe seiner Unternehme­nsgruppe zurück, jedoch ist er ein Politikneu­ling. Er wäre nicht der erste Unternehme­r, der ein politische­s Amt führt, als wäre es seine Firma.

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