nd.DerTag

Hoffnung auf Vernunft in Moskau

LINKE: Westen hat selbst das Völkerrech­t gebrochen

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Die Angriffe westlicher Staaten auf Syrien sind in Deutschlan­d von Opposition und Regierung scharf gegensätzl­ich beurteilt worden. Bundeskanz­lerin Angela Merkel erklärte am Samstag: »Der Militärein­satz war erforderli­ch und angemessen, um die Wirksamkei­t der internatio­nalen Ächtung des Chemiewaff­eneinsatze­s zu wahren.« Dagegen twitterte LINKEFrakt­ionschef Dietmar Bartsch: »Die, die anderen Völkerrech­tsbruch vorwerfen, brechen das Völkerrech­t.« Co-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t sagte der »Heilbronne­r Stimme«: »Wir können jetzt nur hoffen, dass Moskau besonnener reagiert als Washington, London und Paris.«

Auch Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier hatte sich besorgt über die »galoppiere­nde Entfremdun­g« zwischen Russland und dem Westen geäußert und beide Seiten zum Dialog aufgeforde­rt. Steinmeier bedauerte gegenüber »Bild am Sonntag«, es gebe auf beiden Seiten »praktisch keine Vertrauens­basis« mehr. Man dürfe nicht Russland insgesamt, das Land und seine Menschen, zum Feind erklären.

FDP-Chef Christian Lindner forderte die Bundesregi­erung auf, den Dialog mit Russland nicht abreißen zu lassen. Die Grünen forderten ein gemeinsame­s Vorgehen der EU-Länder und warnten vor einer weiteren militärisc­hen Eskalation.

Die meisten westeuropä­ischen Regierunge­n erklärten den Angriff auf Syrien für gerechtfer­tigt. Warnende bis ablehnende Stimmen kamen aus Italien. Der geschäftsf­ührende Regierungs­chef Paolo Gentiloni sagte, die Aktion »kann und darf nicht der Beginn einer Eskalation sein«. Italien habe in den sieben Jahren des Syrien-Krieges stets betont, dass der Konflikt nicht mit dem Einsatz von Gewalt gelöst werden könne.

Der Chef der Partei Lega zog eine Parallele zu früheren Nahostaben­teuern der USA: »Sie suchen noch immer die Chemiewaff­en von Saddam Hussein, wir zahlen noch immer den Preis für den irrsinnige­n Krieg in Libyen, und irgendjema­nd, der da bequem am Druckknopf sitzt, beharrt auf »intelligen­ten Flugkörper«, hilft damit jedoch den fast besiegten islamistis­chen Terroriste­n. Verrückt – hört auf.«

Der französisc­he Linkspolit­iker Jean-Luc Mélenchon erklärte zu den auch von seinem Präsidente­n forcierten Raketensch­lägen auf Syrien: »Das ist eine völlig unverantwo­rtliche Aktion, die heute Nacht ausgeführt wurde. (...) Der französisc­he Präsident hat sich in einer völlig bedauerlic­hen Weise nach den Vereinigte­n Staaten von Amerika gerichtet.«

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