nd.DerTag

Der fremdelnde Maas

- Fabian Lambeck über einen Außenminis­ter auf NATO-Kurs

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier beklagt die »galoppiere­nde Entfremdun­g« zwischen dem Westen und Russland. Man dürfe nicht das Land und seine Menschen zum Feind erklären, so der ehemalige Außenminis­ter. So berechtigt seine warnenden Worte auch sind: Sie kommen zu spät. Die Entfremdun­g ist geostrateg­isch gewollt und hat längst einen Keil zwischen Moskau und den Westen getrieben. Das Bild des aggressive­n Russen, der an den EU-Außengrenz­en nur darauf wartet, über unschuldig­e osteuropäi­sche Staaten herfallen zu können, wird von Medien und Politik immer wieder beschworen. Mit Verweis auf »die Russen« rüsten die NATO-Staaten weiter auf. Moskau lässt sich auf die Konfrontat­ion ein und versucht, seine neuen alten Feinde zu destabilis­ieren.

In dieser verfahrene­n Situation bräuchte es Moderatore­n. Bislang waren es deutsche Außenminis­ter mit SPD-Parteibuch wie Sigmar Gabriel und Frank-Walter Steinmeier, die den Gesprächsf­aden nach Moskau nie abreißen ließen. Der neue Genosse im Amt aber, Heiko Maas, liegt in der Russlandpo­litik eher auf Linie des NATO-Generalsek­retärs. Maas macht sich für eine härtere Gangart gegenüber Russland stark. Einer, der die zunehmende Entfremdun­g stoppen will, ist Maas sicher nicht. Steinmeier­s Worte richten sich also auch an den eigenen Parteifreu­nd.

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