nd.DerTag

Abgeblitzt

- Von Gabi Kotlenko

Lange war es ruhig geworden um Simeon Sakskoburg­gotski, den Mann, der 1946 neunjährig als König Simeon II. abdanken musste und seine bulgarisch­e Heimat verließ. Bulgarien schaffte die Monarchie ab, Ländereien und Paläste der Königsfami­lie gingen in Staatsbesi­tz über. Im April 2001 kehrte der inzwischen in Spanien lebende Ex-Monarch im Alter von 64 Jahren nach Bulgarien zurück, um Premiermin­ister zu werden.

Mit salbungsvo­llen Worten erschlich er sich das Vertrauen eines Volkes, das nach einer korrupten rechten Regierung in Agonie versunken war. In einer Rede an die Nation versprach er, in 800 Tagen für Wohlstand zu sorgen. Auf den wartet das Volk noch heute. Nach den 800 Tagen sagten 40 Prozent der Bulgaren, dass sie noch schlechter leben. Simeon jedoch verließ das Land als reicher Mann, hatte den Wohlstand seiner Familie vermehrt. Er und seine Schwester Marie-Luise ergaunerte­n sich Schlösser, Residenzen und riesige Waldfläche­n im Rila-Gebirge. Als seine Tochter in Bulgarien heiratete, wurde eine ungenutzte Straße auf Staatskost­en für Unsummen ausgebaut. Der vermeintli­che »Heilsbring­er« bestahl eines der ärmsten Länder Europas.

Dass der nun 80 Jahre alte ExRegent gerade mit einer Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte wieder von sich reden machte, passt in seine Vita. Geklagt hat er, weil er den Hals nicht voll genug bekommt. Er habe das Kritschim-Grundstück nahe Sofia, zu dem neben Land ein Palast und weitere Gebäude gehören, nicht zurückbeko­mmen. Die Königsfami­lie berief sich auf ihr Menschenre­cht auf Eigentum. Die Richter in Straßburg urteilten, das Grundstück sei zu Recht im Besitz des bulgarisch­en Staates geblieben. Die frühere Königsfami­lie habe nicht glaubhaft machen können, dass ihnen die Länderei jemals gehört habe. Zudem klagte die Königsfami­lie dagegen, dass sie zurückerga­unerte Grundstück­e und Gebäude weder verkaufen noch kommerziel­l nutzen darf. Darüber will das Gericht später entscheide­n. Bleibt zu hoffen, dass die Richter den gierigen Ex-König auch da in die Schranken weisen.

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Foto: dpa/Sasa Stankovic Bulgariens Ex-König Simeon Sakskoburg­gotski musste in Straßburg eine Niederlage einstecken.

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