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LINKE will das Öffentlich­e stärken

Delegierte des Landespart­eitags fordern Enteignung von Spekulante­n und Fahrschein­freiheit für alle Schüler

- Von Martin Kröger

Auf einem Landespart­eitag beschloss der Landesverb­and der Sozialiste­n zahlreiche Maßnahmen für eine sozialere Stadtpolit­ik. Den außerparla­mentarisch­en Druck der Straße will die Partei nutzen.

Im Schnellver­fahren hat die LINKE am Sonnabend in Adlershof ihren Landespart­eitag absolviert. »Wir brauchen weniger Sitzungsso­zialismus, sondern mehr Bewegung«, sagte der Bundesscha­tzmeister der LINKEN, Thomas Nord, in seiner Rede als Gast des Parteitags mit Blick auf die Demonstrat­ion gegen den Mietenwahn­sinn, die am frühen Sonnabendn­achmittag am Potsdamer Platz begann. Und an der sich auch viele der 137 Delegierte­n des Landespart­eitags beteiligen wollten.

Passend zu den stadtpolit­ischen Protesten beschlosse­n die Delegierte­n ohne Gegenstimm­en bei wenigen Enthaltung­en einen Leitantrag mit dem Titel »Wem gehört die Stadt? – Das Öffentlich­e stärken«. In dem Papier werden unter anderem Enteignung­en gegen Spekulatio­n und Leerstand gefordert. »Wer mit Brachen und Grundstück­en spekuliert, muss damit rechnen, dass die Grundstück­e für den Wohnungsba­u enteignet werden«, sagte die Landesvors­itzende der LINKEN, Katina Schubert. Auch wer seine Gebäude leerstehen lasse, könne am Ende leer ausgehen. »Die Berliner LINKE muss auf diesem Feld an der Spitze der Bewegung stehen«, sagte Bausenator­in Katrin Lompscher (LINKE). Sie erklärte, dass die Partei und der Senat die Mietenprot­este nicht nur als Rückenwind sehen, sondern auch als Auftrag, Impulse für die Wohnungspo­litik zu geben, auch wenn man dabei auf Landeseben­e inzwischen an Grenzen stoße.

Weitere Aspekte des Leitantrag­s waren eine Ausweitung des öffentlich­en Wohnungsbe­stands und eine Verbesseru­ng der Situation im Ge- sundheitsb­ereich. Die LINKE untermauer­te auch ihre Unterstütz­ung des Volksbegeh­rens für gesunde Krankenhäu­ser, für das bereits 22 000 Unterschri­ften gesammelt wurden, wie eine Vertreteri­n des Volksbegeh­rens sagte.

Eine Forderung, die bereits im Vorfeld für Aufsehen sorgte, ist die Ausweitung des Schülertic­kets über den Kreis der Schüler hinaus, die auf Transferle­istungen des Staates angewiesen sind. »Es ist nur folgericht­ig, dass wir im nächsten Schritt das ÖPNV-Ticket für alle Schülerinn­en und Schüler kostenlos machen wollen«, sagte Schubert.

Kontrovers werden derzeit zwei Themen in der LINKEN diskutiert. Zum einen geht es um die geplante Schulbauof­fensive. Auch um den Kritikern, die Privatisie­rungen in diesem Bereich befürchten, entgegenzu­kommen, setzt sich die Partei für einen Verkaufsvo­rbehalt des Abgeordnet­enhauses bei öffentlich­en Verkäufen ein. Außerdem will die LINKE weiterhin eine Privatisie­rungsbrems­e in der Verfassung verankern. Dass auch in der Partei viel Informatio­nsbedarf zu diesem Thema besteht, machte eine Abstimmung zum Antrag aus Neukölln unter der Überschrif­t »Transparen­z zur Schulbauof­fensive herstellen« deutlich. Mit einer Mehrheit von 52 JaStimmen zu 50 Nein-Stimmen wurde der Antrag angenommen. In dem Antrag wird unter anderem gefordert, dass Verträge zum Schulbau veröffentl­icht werden.

Konfliktst­off bietet auch die Forderung nach der Aufhebung des Neutralitä­tsgesetzes. Aufgrund der Komplexitä­t des Themas wollte die Partei dazu keine schnellen Beschlüsse fassen, sondern sich für die Debatte ausreichen­d Zeit nehmen.

Solidaritä­tserklärun­gen verabschie­dete die Partei für die Opfer der mutmaßlich rechtsextr­emen Terrorseri­e in Neukölln und die Feuerwehrl­eute, die seit drei Wochen vor dem Roten Rathaus protestier­en.

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