Koffer gepackt
Der
jüdische Rapper Ben Salomo attestiert der deutschen Rap-Szene eine starke Judenfeindlichkeit. Die deutsche Rap-Szene sei in weiten Teilen genauso antisemitisch wie die deutsche Rechtsrock-Szene, sagte Salomo der »Berliner Morgenpost« (Samstag). Sehr viele glaubten an antijüdische Verschwörungstheorien. »Dadurch kommt das dann auch immer wieder in den Songs vor«, sagte der Berliner Musiker.
Die Rapper seien ein starker Multiplikator dieser Vorurteile, sagte Salomo weiter. »Sie haben Millionen junge und fanatische Fans, die die Rapper als Idole sehen. Die können das noch gar nicht reflektieren. Das ist eine sehr, sehr gefährliche Sache. Dass der Echo so was auch noch kürt, ist kein Skandal, das ist ein komplettes Versagen.« Er selbst habe Antisemitismus in der Rap-Szene auch erlebt, sagte Salomo, der seit Ende der 90er Jahre dabei ist. »Das fängt damit an, dass Backstage jemand einen Joint nicht weitergibt und als ›Jude‹ beschimpft wird. In Gesprächen mit anderen Rappern werde ich sofort in die Außenminister-Position von Israel gedrängt. Da soll ich mich dann von der Politik Israels distanzieren.« Aber er habe Antisemitismus nicht nur in der Rap-Szene erlebt – das sei ein gesamtgesellschaftliches Problem. »Ich wurde bereits in der siebten Klasse von türkischen und arabischen Mitschülern wegen meines Jüdischseins diskriminiert und angegriffen.«
Als Jude fühle er sich in der deutschen Rap-Szene nicht mehr wohl, so Salomo weiter. Deshalb ziehe er sich aus der Szene zurück. Aber es geschehe auch insgesamt zu wenig gegen Antisemitismus in diesem Land. »Gefühlt sitze ich deshalb auf gepackten Koffern in Deutschland.«