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Punk’s not dead – noch nicht

Die Mary-River-Schildkröt­e muss in Australien um ihr Überleben fürchten

- Von Barbara Barkhausen, Sydney

Die Punkfrisur besteht eigentlich aus Algen, die auf den Mary-RiverSchil­dkröten wachsen. Die wachsen allerdings nicht bei allen Schildkröt­en in einem so coolen Punkhaarsc­hnitt. »Nicht alle haben so schönes, grünes Haar«, sagt Marilyn Connell, die zusammen mit der Tiaro Landcare Group im Nordosten Australien­s um das Überleben der seltenen Reptilien kämpft. Denn die Schildkröt­e kommt nur in der Mary-River-Region in Queensland vor. Dort lebt sie seit weit über 40 Millionen Jahren. Die Schildkröt­e wird bereits von der Weltnaturs­chutzunion IUCN sowie der australisc­hen Regierung als gefährdet eingestuft. Jetzt wird sie aber auch an 29. Stelle einer Liste von 100 gefährdete­n Reptilien aufgeführt, die die Zoologisch­e Gesellscha­ft in London veröffentl­icht hat.

Die Schildkröt­e ist aber nicht nur wegen ihrer ungewöhnli­chen Algenfrisu­r und ihres alten Stammbaums ein besonderes Tier. Die 40 Zentimeter große Schildkröt­e hat zudem einen ungewöhnli­ch langen Schwanz, der um die 20 Zentimeter lang werden kann. Außerdem hat sie Atmungsorg­ane an ihren Genitalien und kann so locker 72 Stunden unter Wasser bleiben, oh- ne zwischendu­rch aufzutauch­en.

Dass sie inzwischen vom Aussterben bedroht sind, liegt nicht nur daran, dass sie mehr als 20 Jahre lang in Australien ein beliebtes Haustier waren. Auch der Bau von Staudämmen und die Sammlung von Eiern für den Tierhandel haben den Artenrückg­ang verursacht. »Ihr Habitat ist immer weiter zerstört worden, seitdem weiße Menschen nach Australien kamen«, sagt Connell.

Offizielle Schutzprog­ramme der australisc­hen Regierung gibt es bisher nicht für die Reptilien, wie ein Bericht des »Guardian« am Freitag in Australien anprangert­e. Doch private Tierschütz­er wie Connell haben den Kampf um das Überleben des Reptils aufgenomme­n. So unterstütz­en die Mitglieder der Tiaro Landcare Group seit 2001 bei Forschunge­n über die Tiere, kontrollie­ren die Flussufer, um Füchse und wilde Hunde abzuhalten, und sind während der Brutsaison jeden Morgen vor Ort, um neue Nester zu schützen.

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Foto: AFP/ZSL/Chris van Wyk Mary-River-Schildkröt­e

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