nd.DerTag

Deutschlan­d leistet sich Kampfdrohn­en

Bundestags­ausschüsse befürworte­n Anmietung unbemannte­r Flugzeuge vom Typ Heron TP

- Von Fabian Lambeck

Haushalts- und Verteidigu­ngsausschu­ss haben mit Regierungs­mehrheit beschlosse­n, dass die Bundeswehr Kampfdrohn­en anmieten darf. Vorerst bleiben diese aber unbewaffne­t.

Nach jahrelange­r Diskussion ist nun klar: Die Bundeswehr wird die umstritten­en Kampfdrohn­en bekommen. Sowohl Haushaltsa­ls auch Verteidigu­ngsausschu­ss des Bundestage­s stimmten am Mittwoch mit schwarz-roter Mehrheit den Plänen von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) zu. Demnach wird die Bundeswehr israelisch­e Kampfdrohn­en vom Typ Heron TP für insgesamt neun Jahre anmieten – zum stolzen Preis von fast 900 Millionen Euro. Der Betrieb der 14 Meter langen Killervöge­l schlägt noch einmal extra zu Buche und sorgt dafür, dass dieses Abenteuer die Steuerzah- ler mehr als eine Milliarde Euro kosten wird.

Die unbemannte­n Flugzeuge sind groß genug, um Waffensyst­eme zu tragen. Allerdings sollen die Drohnen zunächst unbewaffne­t bleiben. Erst nach »ausführlic­her völkerrech­tlicher, verfassung­srechtlich­er und ethischer Würdigung« soll später entschiede­n werden, ob die Heron TP mit Raketen ausgestatt­et werden. So schreibt es der Koalitions­vertrag vor. So lange darf auch keine »taktische Weiterbild­ung des Bedienpers­onals« erfolgen. Erst einmal soll sie als Aufklärung­sdrohne dienen, dabei verfügt die Bundeswehr mit der kleineren Heron 1 bereits über eine solches »Aufklärung­sluftfahrz­eug«, das etwa in Mali zum Einsatz kommt.

Kritiker halten das Ganze deshalb für ein Täuschungs­manöver. Für den Grünen-Haushaltse­xperten Tobias Lindner werden mit der Vorlage bereits »klare Schritte hin zur Bewaffnung« der Drohne un- ternommen. »Damit verkommt die versproche­ne Debatte über die rechtliche­n und ethischen Aspekte von bewaffnete­n Drohnen zu einem Feigenblat­t.« Andrej Hunko von der Linksfrakt­ion im Bundestag sieht die Sache ähnlich: »Na- türlich ist die Waffenfähi­gkeit insgeheim schon längst beschlosse­n.« Der Friedensbe­auftragte der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d, Renke Brahms, sieht die Anschaffun­g von waffenfähi­gen Drohnen kritisch. Damit leiste Deutschlan­d dem Trend zu automatisi­erten und autonomen Waffensyst­emen Vorschub, so Brahms.

Die FDP-Haushälter forderten am Mittwoch in einem eigenen Antrag, das System sofort in bewaffnete­m Zustand zu beschaffen.

Nüchtern betracht, ist die Angelegenh­eit ein Subvention­sprogramm für den europäisch­en Luftfahrtk­onzern Airbus, der den Kauf der insgesamt fünf Drohnen übernimmt und sich auch um deren Unterhalt sowie Wartung kümmern wird. Die Bundeswehr mietet das Gerät dann für viel Geld. Die Ausbildung der Bundeswehr­soldaten und Bereitstel­lung der Infrastruk­tur übernimmt wiederum Israel. Schließlic­h stammt das Fluggerät aus der Waffenschm­iede von Israel Aerospace Industries.

Die Drohnen sollen auch nicht in Deutschlan­d stationier­t werden, sondern verbleiben im Nahen Osten und werden von dort auch starten. Somit befindet sich das Fluggerät praktische­rweise in der Nähe zukünftige­r Einsatzort­e.

»Natürlich ist die Waffenfähi­gkeit insgeheim schon längst beschlosse­n.« Andrej Hunko, LINKE

Newspapers in German

Newspapers from Germany