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EULEX schleicht sich davon

Eine Chance, Kosovo zum Rechtsstaa­t zu machen, ist vertan, meint René Heilig

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Zehn Jahre hat die größte zivile EU-Mission EULEX in Kosovo ermittelt. Mitte des Monats packen die Mitarbeite­r nun ihre Sachen. Sie blicken auf keine erfolgreic­he Arbeit zurück, obgleich sich Tausende abgeordnet­e Polizisten alle erdenklich­e Mühe gaben. Richter und Staatsanwä­lte erwirkten über 620 Urteile, zwei Drittel davon in Straffälle­n. Man suchte nach Kriegsverm­issten und identifizi­erte 518 Tote. Doch schon die Ausbildung einheimisc­her Kollegen war ein Flop. Mehr noch: Kosovo bleibt weit entfernt von rechtsstaa­tlichen EU-Standards. Unter anderem, weil EULEX Kriegsverb­rechen der UCK – Mord, Folter, Geldwäsche, Menschen-, Drogen-, Waffen- und Organhande­l – sowie die danach folgende politisch organisier­te Kriminalit­ät, die weit über den Balkan ausstrahlt, nicht konsequent verfolgte. Nur so hätte man den Mächtigen im westlich alimentier­ten Kosovo, allen voran Präsident Thaci, Grenzen aufzeigen können. Statt dessen kuschelte man mit den Kriegsgewi­nnlern und ließ Korruption in den eigenen Reihen zu. Thaci triumphier­t nun und betont, die Zeit internatio­naler Auslandsmi­ssionen in Kosovo sei endgültig vorüber.

Das stimmt nicht ganz. Vorerst aktiv bleibt die Militärmis­sion KFOR, für die allein Deutschlan­d bislang 3,4 Milliarden Euro ausgab. Ohne KFOR – so fürchtet man bei NATO, EU und UNO – würde Kosovo von islamistis­chen Terroriste­n noch intensiver als europäisch­e Operations­basis genutzt werden.

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