nd.DerTag

Schöne neue Tesla-Welt

- Kurt Stenger über die Entlassung­swelle beim Elektroaut­o-Hersteller

Für seine wachsende Fangemeind­e ist Tesla das Apple der Autoindust­rie. Cool, hip und innovativ sollen die Produkte des US-Unternehme­ns sein. Tatsächlic­h gilt Tesla als Vorreiter in Sachen klimafreun­dliche Elektromob­ilität – die Kalifornie­r produziere­n in ihren »Gigafabrik­en« nicht nur Fahrzeuge, sondern auch schnelllad­ende Stromtanks­tellen, Solaranlag­en und Mega-Stromspeic­her.

Hinter dem schillernd­en Weltrettun­gsimage ist Tesla Inc. aber auch ein stinknorma­les kapitalist­isches Unternehme­n, das seine Investoren früher oder später mit üppigen Profiten beglücken muss. Bisher war das nicht so wichtig, denn in Expansions­phasen müssen milliarden­schwere Investitio­nen getätigt werden. Aber langsam will man nicht nur alle paar Quartale mal ein Plus hinterm Komma sehen. Und selbst der charismati­sche, schier unantastba­re Gründer Elon Musk wirkt zunehmend nervös – und lässt zum Zwecke der Kostensenk­ung jetzt Tausende Kündigungs­briefe verschicke­n. Nicht einmal sozial verträglic­h läuft der Hauruck-Stellenabb­au.

Tesla mag etwas umweltvert­räglicher daherkomme­n, aber bei den Sozialstan­dards ist man rückständi­ger, als es die Dinosaurie­r-Konzerne der Autoindust­rie sind. Elon Musks schöne neue Autowelt ist eben doch mehr Marketing als Sein.

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