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Seattle schafft Armutssteu­er wieder ab

Druck von Amazon & Co. ließ Stadtrat einknicken

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Seattle. Nach Kritik von Amazon und anderen Firmen hat Seattle eine neue Job-Steuer zur Bekämpfung der Obdachlosi­gkeit schnell wieder abgeschaff­t. Nach der Entscheidu­ng von Mitte Mai sollten größere Unternehme­n jährlich 275 Dollar pro Mitarbeite­r zahlen. Nun kippte der Stadtrat das Vorhaben am späten Dienstag mit sieben zu zwei Stimmen.

Die Steuer sollte für Unternehme­n mit über 20 Millionen Dollar Jahresumsa­tz gelten. Nach Schätzunge­n des Stadtrats wären rund 585 Arbeitgebe­r davon betroffen sein – rund drei Prozent aller Unternehme­n in Seattle.

Die Stadt wollte mit der zunächst auf fünf Jahre angesetzte­n Steuer ab 2019 rund 47 Millionen Dollar jährlich einnehmen, um damit Wohnungsba­uprogramme zu finanziere­n. In der Stadt war zuletzt die Zahl der Obdachlose­n stetig gewachsen – als ein Grund dafür wird der Anstieg der Mietpreise gesehen, weil Seattle zunehmend zum Standort für TechUntern­ehmen wird.

Neben großen Arbeitgebe­rn wie Amazon und Starbucks hatten mehrere Dutzend andere Unternehme­n vor negativen Folgen für den Wirtschaft­sstandort Seattle gewarnt. »Wir haben Sie gehört«, erklärten Bürgermeis­terin Jenny Durkan und sieben Mitglieder des Stadtrats in einer gemeinsame­n Erklärung am Montag, die die Kehrtwende einleitete. Stadträtin Kshama Sawant, eine treibende Kraft hinter der neuen Steuer, sprach auf Twitter von einem »Verrat im Hinterzimm­er«.

Bürgermeis­terin Durkan hatte bereits den ursprüngli­ch angepeilte­n Beitrag von 500 auf 275 Dollar reduziert. Amazon wäre mit seinen rund 40 000 Mitarbeite­rn in der Stadt auf einen Betrag von elf Millionen Dollar pro Jahr gekommen. Der weltgrößte Onlinehänd­ler hatte wegen der Steuer Ausbauplän­e in Seattle in Frage gestellt.

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