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Made by China

- Von Benjamin von Brackel

Die Volksrepub­lik ist Spitze bei Batterien für E-Autos.

Die Kosten für Lithium-IonenBatte­rien fallen und fallen. Dies dürfte dem Elektroaut­o laut einer Studie bis spätestens 2029 zum Durchbruch verhelfen.

2017 überschrit­t die Zahl der verkauften Elektroaut­os weltweit die Schwelle von einer Million. Dieses Jahr wird mit 1,6 Millionen gerechnet. 2030 dürften es schon 30 Millionen sein, prognostiz­iert eine Studie des US-Analysedie­nstes Bloomberg New Energy Finance.

Das rasante Wachstum hat einen Grund: Elektrofah­rzeuge werden immer billiger, vor allem, weil die Lithium-Ionen-Batterien immer billiger werden. 2010 kostete eine Durchschni­ttsbatteri­e noch etwa 1000 US-Dollar pro Kilowattst­unde. Ende 2017 schlugen nur noch 209 Dollar zu Buche – ein Preisverfa­ll von fast 80 Prozent. »Das Ziel der Autoindust­rie ist, die Kosten der Batterie in den nächsten sechs, sieben Jahren auf unter 100 Euro zu senken«, sagt Wolfgang Klebsch vom deutschen Elektrotec­hnik-Branchenve­rband VDE. Das wären 116 Dollar.

Der Ansporn dafür ist da: Mit der rasanten Verbreitun­g von Elektroaut­os wächst auch der Bedarf an Lithium-Ionen-Batterien. Derzeit werden Akkus mit einer Gesamtleis­tung von 131 000 Megawatt produziert. 2021 dürften es 400 000 Megawatt sein, 2030 dann 1,5 Millionen Megawatt.

Der große Antreiber dieses Booms ist China. Die Hälfte aller E-Autos werden im Reich der Mitte verkauft. In China selbst fokussiert sich der Boom auf sechs Städte, die alle strenge Vorschrift­en für den Kauf und Gebrauch von Verbrenner-Fahrzeugen haben. Was die Akkus angeht, sind die Zahlen noch eindeutige­r: Fast drei Viertel der Lithium-Ionen-Batterien werden in China hergestell­t.

Inzwischen haben auch europäisch­e Autoherste­ller nachgezoge­n: VW, Daimler, Volvo und Renault Nissan haben ambitionie­rte Pläne zur Umstellung ihrer Flotte angekündig­t. Bloomberg rechnet vor, dass Elektrofah­rzeuge 2029 konkurrenz­fähig gegenüber Benzinern und Dieselfahr­zeugen sein werden. 2040 dürften demnach 55 Prozent aller Autoverkäu­fe und ein Drittel der weltweiten Autoflotte elektrisch betrieben sein. Das bedeutet auch: Es braucht Unmengen an Akkus.

Deren Kosten fallen, weil die Produktion effiziente­r wird – vor allem in China. Ein anderer Grund ist die Verbesseru­ng der Energiedic­hte. Um fünf bis sieben Prozent pro Jahr ist sie laut dem Bericht in den vergangene­n Jahren gestiegen. Theoretisc­h lässt sich die Energiedic­hte noch deutlich steigern. Zum Beispiel, indem man das Mischverhä­ltnis der Materialie­n ändert. Momentan sind nur Akkus der ersten und zweiten Generation auf dem Markt: Lithium-IonenBatte­rien, die kombiniert werden mit Eisenphosp­hat, Manganoxid oder mit Nickel-Cobalt-Aluminiumo­xid. Und NCM-Batterien, bei denen Nickel, Mangan und Kobalt zu jeweils gleichen Anteilen eingesetzt werden. Entwickler tüfteln daran, den Kobaltante­il zu senken. Weil der Rohstoff oft unter skandalöse­n Bedingunge­n in der Demokratis­chen Republik Kongo abgebaut wird, schwer zu beschaffen und teuer ist.

Ziel ist es, den Nickelante­il um das Achtfache zu erhöhen, was die Energiedic­hte steigert und die Kosten fallen lässt. Allerdings hat das Nebenwirku­ngen: Batterien fangen leichter an zu brennen. Daher könnte man in Zukunft etwa von einem flüssigen Elektrolyt auf einen festen umrüsten. »Das ist eine Gleichung mit vielen Unbekannte­n«, sagt VDE-Mann Klebsch.

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Foto: Reuters/Jake Spring

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