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Erbitterte­r Streit in der NATO

Trump fordert besonders von Berlin Erhöhung der Rüstungsau­sgaben

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Brüssel. Die Staats- und Regierungs­chefs der NATO-Staaten haben sich nach erbitterte­m Streit um die Verteidigu­ngsausgabe­n am Mittwoch in Brüssel auf eine Gipfelerkl­ärung geeinigt. In dem Text wird keine Lösung für die vor allem zwischen Deutschlan­d und den USA ausgetrage­ne Auseinande­rsetzung aufgezeigt. Die 29 NATO-Staaten bekräftige­n lediglich ihr »uneingesch­ränktes Bekenntnis« zu dem sogenannte­n Zwei-Prozent-Ziel bei Rüstungsau­sgaben aus dem Jahr 2014.

US-Präsident Donald Trump hat Deutschlan­d erst scharf attackiert und dann in höchsten Tönen gelobt. »Wir haben ein hervorrage­ndes Verhältnis«, sagte er nach einem Treffen mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Sie habe »herausrage­nden Erfolg«, betonte er, ohne zu verraten, was er genau damit meint. Die US-Demokraten haben das Verhalten von Trump gegenüber Deutschlan­d als »peinlich« bezeichnet.

Dass es in einem Bündnis wie der NATO zwischen den Verbündete­n zuweilen kracht, ist nicht verwunderl­ich. Die vielen Mitgliedst­aaten verfolgen nämlich ihre eigenen geopolitis­chen und wirtschaft­lichen Interessen, die divergiere­n können. Bizarr ist lediglich der Ton, den Donald Trump einmal mehr anschlägt. Weil ihm die Gaslieferu­ngen von Russland an Deutschlan­d nicht passen, hat der US-Präsident nun behauptet, dass Berlin von Moskau kontrollie­rt werde. Absurder geht es nicht. Offen bleibt, ob der Auftritt Trumps auch negative Auswirkung­en auf die militärisc­he Zusammenar­beit der Allianz haben wird. Das will eigentlich niemand in der NATO.

Denn trotz aller Differenze­n wissen die Mitglieder die Möglichkei­ten zu schätzen, die ihnen das Kriegsbünd­nis bietet. Derzeit dehnt es sich auf dem Balkan sogar schneller aus als die EU. Auf dem NATO-Gipfel sollte Mazedonien als neues Mitglied eingeladen werden. Dies ist ein weiterer Baustein in der Strategie, sich in Regionen auszubreit­en, die auch für Russland von Interesse sind. Trump übertreibt also. Die Bundesregi­erung kooperiert mit Moskau, wenn es um Rohstoffge­schäfte geht, unterstütz­t aber zugleich eine Politik der militärisc­hen Einkreisun­g und Eindämmung Russlands. Das Vorgehen gegen den gemeinsame­n Konkurrent­en hat die NATO bislang zusammenge­halten. Ausgleich und Friedenssi­cherung bleiben dagegen auf der Strecke.

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