nd.DerTag

Klage vom Katzentisc­h

Simon Poelchau zu Chinas Anrufung der WTO wegen der US-Strafzölle

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Keine Woche ist vergangen, seit die US-Strafzölle gegen China in Kraft sind, da lässt US-Präsident Donald Trump den Handelsstr­eit mit Peking mit der Ankündigun­g neuer Zölle weiter eskalieren. Wenig verwunderl­ich ist dabei, dass China gleich wieder mit harten Gegenmaßna­hmen reagieren will. Stattdesse­n ist bemerkensw­ert, dass Peking nach der Klage gegen die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium nun ein weiteres Mal die Welthandel­sorganisat­ion (WTO) als Schiedsric­hter anruft. Denn China sitzt dort nur am Katzentisc­h. Zwar ist das Land seit 2001 WTO-Mitglied, doch wird ihm noch immer der Status einer Marktwirts­chaft nicht zuerkannt, obwohl es diesen eigentlich bereits 2016 hätte bekommen sollen. Die EU und die USA lehnen jedoch bisher ab. Denn dann könnten sie chinesisch­e Produkte weniger leicht mit Extrazölle­n belegen, wie es die EU etwa mit Antidumpin­gzöllen auf Solarpanee­le machte.

Während China und die EU derzeit über eine WTO-Reform sprechen, zeigt der Streit zwischen Peking und Washington, wie schnell sich die Rolle eines Landes im Welthandel ändern kann. Als China in die WTO drängte, verlangten die EU und USA von Peking die Absenkung von Zöllen. Jetzt hebt man sie lieber selber an, um sich vor der Konkurrenz aus Fernost zu schützen. Und China verteidigt auf einmal die Globalisie­rung.

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