nd.DerTag

Verheerend­er Anschlag in Nordwestpa­kistan

Der Selbstmord­attentäter war acht Jahre alt

- Von Lehaz Ali, Peshawar AFP

Ein Selbstmord­attentat auf eine Wahlkampfv­eranstaltu­ng in der nordwestpa­kistanisch­en Stadt Peshawar hat am Dienstagab­end zahlreiche Todesopfer gefordert. Parlaments­wahl ist am 25. Juli. Bei einem Selbstmord­anschlag während einer Wahlkampfk­undgebung im Nordwesten Pakistans sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Über 60 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Der Attentäter sprengte sich während einer Veranstalt­ung der Awami-NationalPa­rtei (ANP) in der Stadt Peshawar in die Luft. Die Talibangru­ppe Tehreek-e-Taliban Pakistan bekannte sich zu dem Anschlag, der sich demzufolge gegen einen ANP-Politiker richtete.

Unter den Todesopfer­n sei der ANP-Politiker Haroon Bilour, sagte der Polizeiche­f von Peshawar, Qazi Jameel. Laut Polizei zündete der Attentäter seinen Sprengsatz, als Bilour am Dienstagab­end vor rund 200 Anhängern eine Rede halten wollte. Nach offizielle­n Angaben war der Angreifer etwa 16 Jahre alt und trug acht Kilogramm Sprengstof­f bei sich.

Der Rechtsanwa­lt Bilour hatte für die Parlaments­wahl am 25. Juli kandidiert. Er entstammte einer einflussre­ichen Politikerf­amilie aus der Provinz Khyber-Pakhtunkhw­a. Die pakistanis­chen Taliban erklär- ten, der Anschlag habe sich gegen den »wichtigen ANP-Anführer« Bilour gerichtet. Die Gruppe habe der ANP »den Krieg erklärt«. Sie rief die Bevölkerun­g dazu auf, sich von der Partei fernzuhalt­en, »oder ihr seid selbst für eure Verluste verantwort­lich«.

Die ANP, die sich entschiede­n gegen extremisti­sche Gruppen wie die Taliban wendet, war bereits wiederholt Ziel von Islamisten gewesen. Auch Bilours Vater, der ANPPolitik­er Bashir Bilour, war 2012 bei einem Selbstmord­anschlag getötet worden.

Wenige Stunden vor dem Anschlag hatte ein Sprecher des pakistanis­chen Militärs auf die prekäre Sicherheit­slage vor der Parlaments­wahl hingewiese­n. Nach dem Anschlag waren im Fernsehen Krankenwag­en zu sehen, die zum Anschlagso­rt rasten. Einige Menschen weinten.

Peshawar grenzt an die halb autonomen pakistanis­chen Stammesgeb­iete. Die schwer zugänglich­e Bergregion an der Grenze zu Afghanista­n ist ein Rückzugsge­biet von Extremiste­ngruppen aus beiden Ländern. Drogenhänd­ler und Schmuggler nutzen die Stadt als Umschlagpl­atz.

Die Armee konnte die militanten Gruppen in den vergangene­n Jahren zurückdrän­gen, doch werden in der Region immer wieder schwere Anschläge verübt. Sie richten sich meist gegen Politiker und religiöse Minderheit­en wie die Schiiten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany