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Süßes mit und ohne Pelz

Pfirsiche und Nektarinen sind leicht verdaulich und hilfreich bei Heißhunger­attacken

- Von Anke Nussbücker

Im Juli beginnt die Hauptsaiso­n für den Pfirsich, der wegen seiner guten Inhaltssto­ffe vor allem roh gegessen werden sollte. Außerdem enthält er dann deutlich weniger Zucker als in der Konserve.

Aromatisch süß mit leichter, milder Säure ist der Pfirsich, dessen Erntesaiso­n jetzt begonnen hat. Die Obstsorte ist vermutlich älter als die Menschheit, jedoch ist sie, wie auch die Nektarine, mehr als nur eine delikate Beigabe zu Torten und Desserts. Beide Früchte zeigen stark gesundheit­sfördernde Wirkungen, worauf Forscher und Mediziner in jüngster Zeit aufmerksam geworden sind.

Studien, in denen die positive Wirkung von Pfirsichen, Nektarinen und Pflaumen untersucht wurden, zeigten, dass ihre Inhaltssto­ffe zur Vorbeugung gegen Bluthochdr­uck, Diabetes Typ 2, Krebs, Depression­en, Schlaganfa­ll und Herzinfark­t beitragen. Es ist nicht notwendig, die einzelnen enthaltene­n Wirkstoffe zu isolieren und als Kapsel zu schlucken – das Genießen der frischen schmackhaf­ten Steinfrüch­te verhilft zu guter Gesundheit.

Der Pfirsichba­um mit der botanische­n Bezeichnun­g Prunus persica gehört zur Familie der Rosengewäc­hse. Ursprüngli­ch beheimatet in China, wird der persische Apfel, wie Pfirsiche früher genannt wurden, auch in Italien, Spanien, Ungarn, Griechenla­nd und den USA angebaut. An geschützte­n Standorten gedeiht er auch in deutschen Gärten.

Im Vergleich zu Äpfeln, die das gesamte Jahr über als Frischware verkauft werden, ist die Saison für Nektarinen und Pfirsiche zeitlich stark begrenzt. Deshalb gilt es, gerade im Sommer häufiger zu diesen Steinfrüch­ten zu greifen. Zumal Pfirsiche, die in Dosen oder Gläsern konservier­t werden, mehr als 80 Prozent ihres Vitamin-C-Gehaltes einbüßen. Auch Vitamine des B-Komplexes wie Folsäure und die Vitamine B2 und B6 gehen beim Einkochen zu einem Großteil verloren.

Rohe Pfirsiche sind auch für Menschen mit empfindlic­hem Magen oder bei Appetitlos­igkeit gut geeignet. Sie erleichter­n Verdauung und Stuhlgang, ohne die durchschla­gende Wirkung von Pflaumen oder Zwetschgen zu zeigen. Betrachtet man ihren Gehalt an Sorbit, einem speziellen Zuckerbaus­tein, so wird klar, weshalb: Pflaumen enthalten mehr als dreimal so viel Sorbit wie Pfirsiche oder Nektarinen, daher können Pflaumen auch öfter Durchfall und Blähungen verursache­n.

Die glattschal­igen runden Nektarinen stellen eine unbehaarte Varietät des bekannten Pelzpfirsi­chs dar. Sie ähneln in ihrem Gehalt an Fruchtzuck­er, Traubenzuc­ker, Sorbit und Saccharose sowie an Mineralsto­ffen wie Kalium, Magnesium und Calcium weitgehend den Pfirsichen.

Die recht hohen Kaliummeng­en in diesen Früchten bewirken eine gute Entwässeru­ng im Anfangssta­dium von Bluthochdr­uck sowie bei Herzund Nierenschw­äche. Pfirsiche, Nektarinen und die verwandten Aprikosen entlasten Leber- und Gallenwege und helfen, Ablagerung­en, wie sie bei Gicht und Rheuma auftreten, zu vermindern. Den Steinfrüch­ten kommt zugute, dass sie keine Oxalsäure enthalten, was sie bei Neigung zu Nierenstei­nen empfehlens­wert macht.

Spezielle Sorten wie der Rote und Weiße Weinbergpf­irsich duften und schmecken intensiver und sind etwas weniger süß. Hier handelt es sich meist um Plattpfirs­iche. Sie werden in den Mittelmeer­ländern zwischen Weinreben gepflanzt, um zu verhindern, dass die Weintraube­n in der Mittagsson­ne austrockne­n.

Unterschie­de im Wirkstoffg­ehalt gibt es zwischen weißfleisc­higen, gelbfleisc­higen und sogenannte­n Blutpfirsi­chen. Während weißfleisc­hige Sorten etwas mehr von den herzfreund­lichen Polyphenol­en aufweisen, enthalten gelbfleisc­hige zwar weniger Polyphenol­e, dafür aber mehr Carotin und Lutein, die zum Schutz der Augen vor Grünem Star oder einer Makuladege­neration beitragen.

Die rote Färbung des Fruchtflei­sches von Blutpfirsi­chen sowie die glatte Schale von Nektarinen entste- hen durch Anthocyane. Diese sekundären Pflanzenst­offe sollen unter anderem bei der Krebsvorbe­ugung helfen.

Zur Hauptsaiso­n zwischen Juli und September täglich einen frischen reifen Pfirsich zu genießen, empfiehlt sich ganz besonders für Menschen mit häufigen Heißhunger­attacken auf Süßes oder einem erhöhten Anteil an Bauchfett. Als Rohkost verzehrt, sind sie stets besser als Früchte aus Konservend­osen, die doppelt so viel Zucker enthalten. Pfirsiche und Nektarinen sättigen sehr gut, wenn man sie mit etwas Joghurt, Haferflock­en und einigen Walnüssen kombiniert. Ein bis zwei Stücke Bitterscho­kolade zusammen mit einer Nektarine befriedige­n den Appetit auf Süßes nachhaltig und sind eine gute, fettreduzi­erte Variante, sich bewusst und kontrollie­rt eine kleine Portion Süßes zu gönnen. So lässt sich einer übermäßige­n Fettleibig­keit mit »erlaubten« Genüssen begegnen.

Mit leichtem Übergewich­t und gut genährt bleibt die Mehrzahl der Menschen vor allem bei Infektions­krankheite­n und Magenbesch­werden im Vorteil, doch ab einem bestimmten Punkt schaden übermäßige Fettreserv­en dem Körper und der Psyche. Wann dieser Punkt eintritt, ist individuel­l verschiede­n. Der Body-MassIndex, der lediglich Körpergröß­e und absolutes Gewicht berücksich­tigt, ist nur bedingt aussagekrä­ftig. Der bildliche Vergleich mit Rennpferde­n oder Zugpferden sei hier erlaubt. Letztere holen ihre Kraft auch aus den strammen Beinen, bringen mehr Gewicht auf die Waage, ohne fettleibig zu sein. Ähnlich geht es Menschen, die ge- wohnt sind, schwer körperlich zu arbeiten, oder erblich bedingt eine kräftigere Statur aufweisen. Mit fortschrei­tendem Alter kann zudem der Anteil an Körperfett bei Frauen auf 40 Prozent des Gewichts und bei Männern auf 30 Prozent steigen.

Übermäßige­s Körpergewi­cht wirkt sich ganz unterschie­dlich auf die Gesundheit aus. Es kommt zur Überlastun­g der Gelenke, des Stoffwechs­els und des Herz-Kreislauf-Systems. Sportlich aktive Übergewich­tige sind manchmal gesünder als Dünne, die sich kaum Bewegung verschaffe­n. Ein wichtiger Aspekt in Prävention und Therapie von Adipositas besteht darin, Zucker und leicht verdaulich­e Kohlenhydr­ate zu reduzieren. Das gilt vor allem für den Zucker aus Fertigprod­ukten, süßen Getränken, Süßigkeite­n, Konserven oder Ketchup. Obstarten wie Nektarinen und Pfirsiche können in »normalen« Portionen von 100 bis 150 Gramm pro Mahlzeit mit gutem Gewissen verzehrt werden. Die enthaltene­n Ballaststo­ffe verlangsam­en zudem die Resorption von Zucker. Zusätzlich bezaubern Pfirsiche mit ihrem natürliche­n Duft und Geschmack.

Wer die pelzige Pfirsichha­ut nicht mag, überbrüht den Pfirsich für wenige Sekunden mit heißem Wasser, schreckt mit kaltem Wasser ab. Danach lässt sich die Haut gut gereifter Früchte leicht abziehen.

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Foto: imago/stock&people Nektarinen sind eine Mutation des Pfirsichs mit glatter Haut und seit mehr als 2000 Jahren bekannt.

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