Linker Cowboy
»Sie werden mich ja sowieso als Sozialist brandmarken, also kannst du ruhig vorbeikommen«, scherzte James Thompson im Wahlkampf mit Blick auf seine Unterstützerin Alexandria OcasioCortez. Die bekennende Sozialistin war zur Kandidatin der Demokraten im 14. Kongresswahlbezirk in New York gewählt worden. Seitdem tourt sie mit Bernie Sanders durch die USA und unterstützt progressive Kandidaten wie Thompson bei den Vorwahlen der Demokraten zur Kongresswahl im November.
Der Bürgerrechtsanwalt mit der massigen Statur sieht ein bisschen aus wie Schauspieler Jeff Bridges in »The Big Lebowski« und tritt auch so lässig auf wie der »Dude«. Er sei dieser »weiße Typ« aus Vermont mit so »verrückten Ideen« wie der, Geld aus der Politik herauszuhalten, witzelte der Armeeveteran auf einer Wahlkampfveranstaltung mit Sanders und Ocasio-Cortez jovial vor jubelnden Unterstützern in Wichita (Kansas). Die Präriestadt liegt fast genau in der Mitte der USA im Mittleren Westen – und im 4. Kongresswahlbezirk der USA. Es ist kein Ort, wo Ostküstenintellektuelle oder Linke normalerweise erfolgreich sind. Doch Thompson will es probieren und gewann am Dienstag die Vorwahl der Demokraten. Schon letztes Jahr war er in einer Nachwahl gegen den Republikaner Jon Estes dem Sieg so nahe gekommen wie lange kein Demokrat vor ihm. Nur 7 Prozentpunkte trennten ihn vom Sieg. Der Vorgänger des Republikaners, CIA-Direktor Mike Pompeo, hatte den Bezirk noch mit haushohen 27 Prozent Vorsprung gewonnen. Thompson ist pro Abtreibung, für die Legalisierung von Marihuana und will eine staatliche Gesundheitsversorgung für alle einführen, der Cowboyschuhe tragende einst kurzzeitige Obdachlose unterstützt aber auch das Recht, Waffen zu tragen. Seine rauen Manieren und flapsigen Sprüche kommen offenbar an in der konservativen Hochburg und Heimat der beiden rechten Milliardäre und Politiklobbyisten, den Koch-Brüdern. Zum Wahlkampfauftritt mit Sanders kamen 4000 Menschen nach Wichita. Thompsons Slogan ist übrigens »Fight for America«.