nd.DerTag

Solidaritä­t mit den Piloten von Ryanair

Gewerkscha­ften begrüßen Entscheidu­ng zum Streik

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Berlin. Die Piloten des irischen Billigflie­gers Ryanair bekommen Rückendeck­ung von anderen Gewerkscha­ften für ihre an diesem Freitag geplanten Streiks. Der Europäisch­e Gewerkscha­ftsbund (EGB) sprach am Donnerstag davon, der länderüber­greifende Streik sei ein Zeichen auch in anderen Unternehme­n, »wo Arbeitnehm­er gegeneinan­der ausgespiel­t werden«. EGB-Vizegenera­lsekretär Peter Scherrer sagte dem Sender rbb, Unternehme­n könnten »gewerkscha­ftliche Rechte nicht mehr einfach ignorieren«, wenn sich Arbeitnehm­er in verschiede­nen Ländern zusammensc­hlössen. Sollten die Gewerkscha­ften bei Ryanair und »vielleicht auch bei Amazon« Erfolg haben, werde das zu einem Umdenken führen, fügte er mit Blick auf den Onlinehänd­ler hinzu, dessen Angestellt­e auch immer wieder die Arbeit niederlege­n.

Die Ryanair-Piloten in Deutschlan­d treten in einen 24stündige­n Streik, es fallen allein 250 Verbindung­en von und nach Deutschlan­d aus. Die Piloten fordern eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbed­ingungen. Auch die deutsche Flugbeglei­ter-Organisati­on Ufo begrüßte den Arbeitskam­pf. »Ufo unterstütz­t den Streik der Kolleginne­n und Kollegen der VC als legitimes letztes Mittel, den Arbeitgebe­r zu substanzie­llen Zugeständn­issen zu bewegen«, sagte Vorstandsm­itglied Christoph Drescher den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe. Ufo fordert ebenfalls bessere Arbeitsbed­ingungen bei Ryanair und will bis zum Monatsende Verhandlun­gen aufnehmen. Nach Gewerkscha­ftsangaben beschäftig­t Ryanair an seinen deutschen Basen rund 500 Flugbeglei­ter.

Ryanair habe das komplette Tagesprogr­amm am Freitag gestrichen, erklärte Vertriebsc­hef Kenny Jacobs. Es handelt sich dem Vernehmen nach europaweit um rund 400 von 2400 geplanten Flügen. An deutschen Flughäfen wird es dennoch Starts und Landungen von Ryanair-Maschinen geben – wenn sie aus nicht bestreikte­n Ländern kommen. Rund ein Drittel der deutschen Passagiere werde so bedient, sagt das Unternehme­n. Betroffene Kunden sollten individuel­l informiert werden.

Ryanair ist der größte Billigflie­ger Europas und hat sein Netz über den gesamten Kontinent gespannt. 37 Länder sind angebunden, die mehr als 400 Boeing-Jets auf 85 Basen verteilt. In dem für Freitag angekündig­ten Arbeitskam­pf werden die Stationen in Deutschlan­d, Irland, Belgien, Schweden und möglicherw­eise den Niederland­en bestreikt. Ryanair-Crews kehren aus Kostengrün­den grundsätzl­ich am gleichen Tag an den Ort zurück, an dem sie losgefloge­n sind.

Ein Jahr nach der Insolvenz von Air Berlin hat sich die Lage in der Branche noch verschärft. Während sich für die Passagiere nach einem kurzen Preisansti­eg die Verhältnis­se wieder normalisie­rt haben, nimmt der Druck in der Branche unter den Beschäftig­ten zu. Die Lücken im Flugplan seien größtentei­ls geschlosse­n und Tickets im Durchschni­tt günstiger als zuvor, teilte der Bundesverb­and der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft am Donnerstag mit. Dagegen haben sich viele der 8000 früheren Angestellt­en der Air Berlin beruflich verschlech­tert, verdienen im neuen Job weniger oder sind arbeitslos. »Für die Beschäftig­ten ist es überhaupt nicht gut gelaufen«, so VerdiBunde­svorstands­mitglied Christine Behle der dpa. Agenturen/nd Kommentar Seite 4

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