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Eine starke Anwältin gegen Unterdrück­ung und Gewalt

Michelle Bachelet soll UN-Hochkommis­sarin für Menschenre­chte werden / Jordanier Zeid Ra'ad al-Hussein tritt nicht wieder an

- Von Carole Landry, New York AFP

Der UN-Generalsek­retär hat Chiles Ex-Präsidenti­n Bachelet zur Menschenre­chtskommis­sarin ernannt. Am heutigen Freitag soll die Vollversam­mlung über die Nachfolge des Jordaniers Zeid abstimmen. UN-Generalsek­retär Antonio Guterres hat die frühere chilenisch­e Präsidenti­n Michelle Bachelet zur neuen UN-Menschenre­chtskommis­sarin ernannt. Das teilten die Vereinten Nationen in New York am Mittwoch mit. Die Personalen­tscheidung bedarf noch der Bestätigun­g durch die UNVollvers­ammlung. Dazu ist für diesen Freitag eine Abstimmung geplant.

Einer UN-Mitteilung zufolge unterbreit­ete Guterres der Vollversam­mlung den Vorschlag. Zuvor hatten Diplomaten gesagt, die chilenisch­e Ex-Präsidenti­n habe sich bereit erklärt, den Posten zu übernehmen. Diplomaten­angaben zufolge ist davon auszugehen, dass Bachelet genügend Stimmen erhält.

Die 66-jährige Bachelet soll dem Jordanier Zeid Ra'ad al-Hussein im Amt nachfolgen, der seit September 2014 UN-Menschenre­chtskommis­sar ist. Er strebt keine zweite Amtszeit an, nachdem er, wie es heißt, »die Unterstütz­ung einflussre­icher Länder verloren« hat. Zeid hatte sich unter anderem als scharfer Kritiker von USPräsiden­t Donald Trump profiliert. Er scheidet zum Monatsende aus dem Amt aus. Zeid hatte verschiede­ne Länder für ihren Umgang mit Menschenre­chten scharf kritisiert.

Der Jordanier verteidigt­e seine Haltung bis zuletzt. Angesichts der Kritik verschiede­ner Länder an ihm, sollen nicht näher bezeichnet­e Menschenre­chtsgruppe­n befürchtet haben, Guterres könne möglicherw­eise einen weniger kritischen Nachfolger benennen.

Bachelet gilt als linksgeric­htete Politikeri­n und war zweimal Präsidenti­n ihres Landes, von 2006 bis 2010 und von 2014 bis 2018. 2010 wurde sie zur Leiterin von UN Women ernannt, der neuen UN-Organisati­on für die Gleichbere­chtigung von Frauen.

Bachelet genießt auch deshalb internatio­nal Anerkennun­g, weil sie sich gegen die Diktatur in Chile unter Augusto Pinochet gestellt hatte und deshalb in den 70er Jahren inhaftiert und gefoltert worden war. Nach ih- rer Freilassun­g ging sie nach Australien und dann in die DDR. 1979 kehrte sie nach Chile zurück. Nach dem Ende der Diktatur in Chile 1990 begann die ausgebilde­te Ärztin eine politische Karriere im Gesundheit­sministeri­um.

Aus den USA kam verhaltene Kritik. Die US-Botschafte­rin bei der UNO, Nikki Haley, erklärte nach der Nominierun­g Bachelets für den Posten, diese müsse »die Fehler der Vergangenh­eit (des UN-Menschenre­chtsrats) vermeiden«. Die USA waren im Juni aus dem Rat ausgetrete­n. Zur Begründung hieß es, das Gremium sei eine »Jauchegrub­e der politische­n Voreingeno­mmenheit«. Anlass war die Kritik des Rats an Menschenre­chtsverlet­zungen durch Israel.

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Foto: AFP/Yamil Lage Michelle Bachelet

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