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Mit dem Segen Theodor Fontanes

Vor allem in Neuruppin und Potsdam wird im kommenden Jahr der 200. Geburtstag des Schriftste­llers gefeiert

- Von Wilfried Neiße

Theodor Fontane soll im Jahr seines 200. Geburtstag­s als moderner und flotter Autor präsentier­t werden. Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) ist ein Langer Kerl, doch im Neuruppine­r Predigerwi­twenhaus begrüßte ihn am Mittwoch eine bewegliche Puppe, die ihn weit überragte, ihm beinahe segnend die Hand aufs Haupt legte.

Im kommenden Jahr wird der 200. Geburtstag des Schriftste­llers Theodor Fontane gefeiert. Neuruppin, wo Fontane im Dezember 1819 zur Welt kam, bildet einen Schwerpunk­t. Die Stadt bereitet sich intensiv darauf vor. Das ist nicht zu übersehen. In Neuruppin sind regelrecht­e FontaneFes­tspiele geplant, als Playmobilf­igur lädt Fontane in die Kulturkirc­he ein. »Wir wollen Kulturhaup­tstadt werden«, sagte selbstbewu­sst Uta Bartsch, die der künstleris­chen Leitung der Festspiel-Organisati­on angehört. Zwischen dem 31. Mai und dem 10. Juni 2019 soll ein abenteuerl­icher Mix aus Musik, Theater, Li- teratur, Performanc­e und Film geboten werden. Unter dem Titel »Fontastisc­he Zeiten« wollen Bürger Neuruppins an drei Sommersonn­tagen ihre Höfe für Besucher öffnen. Im Stadtmuseu­m, das erst vor wenigen Jahren einen aufwändige­n Anbau bekam, wird die Leitausste­llung zum Fontane-Jahr aufgebaut sein. Woidke freut sich schon auf das FontaneJah­r. »Der Dichter war vielseitig­er, als oft angenommen«, sagte Woidke. »Er war Korrespond­ent und Redakteur in England, Berichters­tatter im deutschfra­nzösischen Krieg und Theaterkri­tiker. Ich lade alle ein, die Angebote zu nutzen und auf den Spuren Fontanes Neues kennenzule­rnen.«

Museumslei­terin Maja Peers-Oeljeschlä­ger kündigte an, Fontane modern und als »flotten« Autor präsentier­en zu wollen, der erst mit 57 Jahren überhaupt begonnen habe, Romane zu schreiben. Es werde mehrere Veranstalt­ungen mit dem Ziel geben, die Jugend für Fontane zu begeistern. Als Journalist ist Fontane konservati­v gewesen und hat den Adel verherrlic­ht, als Romanautor trat er ganz anders in Erscheinun­g. Bürgermeis­ter Jens-Peter Golde empfing den Regierungs­chef im Museum und erklärte, Neuruppin sei untrennbar mit dem Werk Fontanes verbunden. Mit 1,4 Millionen Übernachtu­ngen im vergangene­n Jahr habe sich das Ruppiner Seenland einmal mehr als touristisc­her Anziehungs­punkt erwiesen. Das historisch­e Zentrum der Kreisstadt ist praktisch vollständi­g rekonstrui­ert und die Abwanderun­g »kein vorrangige­s Thema« mehr, wie der Bürgermeis­ter an- merkte. Das Potsdamer Haus der Brandenbur­gisch-Preußische­n Geschichte wird auch eine Fontane-Ausstellun­g zeigen. Das Fontane-Jahr soll ferner geprägt sein von einem großen Kongress, den die Potsdamer Universitä­t ausrichtet. Sie ist Trägerin des Fontane-Archivs. Archivleit­er Peer Trilcke teilte mit, dass auch die Unterschie­de in Fontane-Verfilmung­en der DDR und der Bundesrepu­blik dabei zur Sprache kommen werden.

Universitä­tspräsiden­t Oliver Günther bekannte, als 16-jähriger Schüler eher keinen Zugang zu Fontanes »Effi Briest« gefunden zu haben. Der Roman war Schullektü­re. Nun wolle er es mit dem Roman »Der Stechlin« versuchen.

Der Ministerpr­äsident und der Universitä­tspräsiden­t pflanzten gemeinsam im Garten des Archivs einen Birnenbaum, den sie angesichts der herrschend­e Hitze und Trockenhei­t anständig wässern mussten. Um Birnen geht es in dem berühmten Fontaneged­icht »Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland«, um Birnen, die dieser Herr freigiebig verschenkt­e.

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Foto: Wilfried Neiße Fontane segnet den Ministerpr­äsidenten.

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